Spirituelles

Morgenandacht

 

Sie hatte mir von sich erzählt,

die kleine Frau auf müden Beinen,

von ihrem Leben, das sie wählt,

was wirklich für ihr Leben zählt,

von ihren Söhnen - beiden.

 

Und dass sie Sterbende begleitet

und wie es ihr damit ergeht

und was sie liebt und was sie meidet,

was sie erfreut, woran sie leidet

und wo sie hingeht zum Gebet.

 

Im Andachtsraum, die Reihe vorn,

rechts außen saß ich neben Käthe.

Der Pastor sprach vom Weizenkorn

- mehr von der Liebe als vom Zorn -,

dass sterben muss, was man mal säte.

 

Und schließlich gab er mir den Segen

und fasste mich an beiden Händen.

Mir? –Nur der Reihenfolge wegen.

Ihn in des Nachbarn Hand zu legen,

da musste ich mich zu ihr wenden.

 

Sie war die Nächste neben mir,

für jene Worte wie Gebete.

Ich sprach sie wieder neu zu ihr.

Sie sah mich leuchtend an dafür:

„Gott schütze dich, liebe Käthe!“

  

Ausflug in die Stille

 

Ich hab die Stille aufgesucht

in einem Kloster, ganz für mich,

und habe einen Tag gebucht,

der keinem andren glich.

 

Dort hab ich stumm mich eingereiht

vor jenem Kreuz in der Kapelle.

Mein Denken hab ich IHM geweiht,

es kam wie eine Welle.

 

Hier war es, wo ich sie entdeckte.

Die Stille hüllte mich dort ein.

Gedanken, die sie in mir weckte,

ich blieb mit ihnen nicht allein.

 

Die Brüder traten in den Raum

in ihren gotischen Gewändern.

Hat Bodenhaftung nur der Saum?

Ob sie die Welt verändern?

 

Die Litanei war neu für mich,

gewagt, sie leise mit zu summen.

Die Mönche sangen - vorbildlich,

und das ließ mich verstummen.

 

Zunächst nur dem Gesang gelauscht,

doch eingestimmt in Lob und Preis,

als hätt ich Leben eingetauscht

für meinen Bienenfleiß.

 

Ich ging dann, um mich aufzureihen,

zum Kreuzgang, wartend auf den Segen

von jenen Mönchen und den Laien,

die ihn in Menschenhände legen.

 

Nun ganz und gar mit mir allein,

im Hause keine Stimmen.

Ich schaute tief in mich hinein

mit allen meinen Sinnen.

 

Und fand mich nun wie angerührt.

Da stand mein ganzes Leben auf:

Der Weg, der mich hierher geführt,

mein wirrer Lebenslauf,

 

mein frischer Schmerz, die alte Schuld,

die Nichtigkeit und das Gewicht,

mein Lieben, meine Ungeduld,

die Gier und der Verzicht,

 

die Angst, der Zweifel und die Not

und meines Lebens Lust und Freude.

Gedanken kreisten um den Tod:

Holt er mich morgen? Vielleicht heute?

 

Die Landschaft schaute ich mir an.

Sie lag da leuchtend, tiefe Ruh.

Und wieder wandte ich mich dann

dem kleinen Zimmeraltar zu.

 

Wie schnell dabei die Zeit vergeht

bei diesem Blick tief in mein Wesen!

Die Glocke rief mich zum Gebet,

wie um mich zu erlösen.

 

Es war ja nur für einen Tag,

ein Tag im Kloster, fast zwölf Stunden.

Ob es an jenem Schweigen lag?

Noch hab ich Ruhe nicht gefunden.

  

Ins Meer

 

So geh' zum Meer.

Schau Wellen  und den  Wolken  zu.

Und geh mit deinen Sorgen  schwer.

Gib sie her, mach  dich  leer.

Finde deine Ruh.

 

Wirf auch  deine Schuld ins Meer!

Du  hast  bereut und dann gebüßt.

Nun schlepp sie dir nicht hinterher,

die Last, zum Tragen  viel  zu schwer

und gar  nicht süß.

 

Stell deine Schuld in den  Orkan,

und einer  ist  da, der  sie nimmt,

den  Neid, den  Hochmut und den  Wahn.

Auf SEINER  rätselhaften  Bahn

wird ER, wenn dein Herz für IHN  stimmt,

 

dich  mit sanften  Winden

finden.

 

Anbetung

 

Das Kirchenschiff im Dämmerschein,

und drei Gestalten auf den Bänken.

Im schwarzen Schleier treten ein

zwei Ordensfrauen, alt und klein,

die ihre Köpfe senken.

 

Sie stehn im Kirchenmittelgang

dem Kreuz ganz nahe gegenüber.

Ich sitz rechts außen auf der Bank

und hör in meinem Kopf Gesang:

die alten Kirchenlieder.

 

Die Frauen knien und verneigen

so tief sich, wie's nur irgend geht.

Ich spür, sie wollen es IHM zeigen,

dass ihre Herzen zu IHM steigen,

dem Mann am Kreuze, das da steht.

 

Nach dem andächtigen Verweilen,

tief im Gebet versunken,

ist mir als würden Wunden heilen,

sie eine große Freude teilen,

und die macht sie wie trunken.

 

Und dann schau ich in die Gesichter,

sekundenlang, wie´s sich ergibt,

und seh in ihren Augen Lichter:

Gott wurde Mensch, nicht unser Richter.

Sie fühlen sich geliebt.

  

Allahs Segen

 

Ich sah den Bettler in Dakar,

wie man dort fremde Bettler sieht:

Den Bart, sein ungepflegtes Haar

und ein Gewand, das löchrig war,

die Hand, die man zu sehn, vermied.

 

So hockt er vor der Hauptmoschee.

So sehenswert in diesem Land!

Sie drängen mich in seine Näh,

ich werf, als ich vorübergeh,

ihm eine Münze in die Hand.

 

Mein Muslim-Freund, der mich begleitet,

hält mich am Arm zurück:

„Du hast dem Manne Schmerz bereitet,

wie man das hier im Land vermeidet.

Dein Geld ist nicht sein höchstes Glück.

 

Er ist ein achtenswerter Mann!

Verneige dich vor dem Gesicht.

Gib ihm die Münze, schau ihn an,

wie er den Kopf neigt und sodann

dir Allahs Segen spricht.“

 

Ich habe mir dann angeschaut,

wie alle Spender sich verbeugten,

und habe es mich dann getraut:

Hab‘ voll in sein Gesicht geschaut,

sah seine Augen leuchten.

  

Dem Tod begegnen

(frei nach  DeMello)

 

Ein Mönch, der schon im Sterben lag,

dem kam ein Wunsch in seinen Sinn:

„Wo sind die Schuhe, die ich trag,

holt sie mir doch und stellt sie hin.“

 

Die Brüder wussten nicht so recht.

„Du stirbst, mein Freund, du kannst nicht geh’n.“

Der Sterbende wies sie zurecht:

„Was ich kann, werdet ihr dann seh’n.

 

Zwar will ich  warten auf den Tod,

doch mich zu ihm nicht schleppen lassen.

Das ist es, was mir durch euch droht.

Und das wird niemals zu mir passen.“

 

Dann steht er auf, zieht Schuhe an

und schlägt den Weg zum Friedhof ein.

Dort schaufelt er sein Grab sodann

und legt, im Frieden, sich hinein.

Des Lebens Sinn

  

Nein, ich weiß nicht, wann’s soweit ist,

und ob du wie ich dabei bist,

und wie bald uns Nacht umfängt,

und auf wen sie sich dann senkt.

 

Auch wenn‘s leider gar nicht sein kann,

Leute, haltet ‘mal die Zeit an,

hängt euch an die Uhr zu zweit dran.

Sei´s ein großer oder kleiner,

schnappt euch jeder einen Zeiger.

 

Und dann reißt mit euren Händen

die Kalender von den Wänden,

schüttelt ab vom Handgelenk

euer teures Zeitgeschenk.

 

Wenn die große Uhr erst steht,

steht auch bald, was sonst noch geht.

Alle Räder stehen still.

Was für ein Gefühl!

 

Statt zu schwitzen für mehr Wachstum,

könnt ihr sitzend irgendwas tun,

statt zu suchen, was Gewinn macht,

denken, was im Nichtstun Sinn macht:

lesen, malen und so  Sachen

reparieren  oder  machen.

 

Keine Eile bei euch Leuten,

eure Zukunft liegt nun platt.

Kein Erfolg ist  zu erbeuten,

Kriege enden  nun im Patt.

Auch Termine, die euch freuten,

finden künftig nicht mehr statt.

 

Tritt nun jeder auf der Stelle,

dreht nun alles sich im Kreise,

wird nun endlich und ganz schnelle

alles unversehens leise?

 

So als hielte unsre Welt

ihren heißen Atem an?

Was die Stille noch enthält,

kommt es endlich raus und dran?

 

Und ich öffne weit die Seele,

 lasse rein, was vor der Tür steht.

Da ich Zeit mir nicht mehr stehle,

und doch Ängste nicht verhehle,

lass ich rein, was irgend rein geht.

 

Grade noch bevor es Nacht wird,

will ich sehen, fühlen hören

weiß, dass Morgen nichts mehr wach wird,

nichts wird dann den Frieden stören.

 

Nur das Hier und Heute zählt.

Diese Stunde, dieser Tag!

Was geschehen wird, das fehlt.

Was noch vor mir lag,

 

macht nun endlich keinen Schreck mehr,

gibt nun nicht mehr Sinn und Zweck her,

Doch der Gegenwartsgenuss

bringt statt Glück er auch Verdruss?

 

Glücklich, wer so fantasielos

für den Tag lebt wie das Vieh bloß.

Schlafend, fressend, pupend, saufend,

ohne Ziel im Kreise laufend

frag ich dennoch eigensinnig:

Wer und was und warum bin ich?

 

Doch die schnelle helle Antwort

wisch ich locker mit der Hand fort,

gehe zur Erkenntnisquelle,

dadurch, dass ich Fragen stelle:

 

Was ich sein und haben werde,

wird‘s getilgt von dieser Erde?

Wird es niemals jemals sein?

War‘s nur schöner, schnöder Schein?

 

Ist mein Hoffen, Bangen, Sehnen

alles, alles nur zum Gähnen?

Werfe zwar  das Handtuch  hin,

frage dennoch, wer ich bin.

„Was ist meines Daseins Sinn?“

 

In der Welt, in der kaputt geht,

was für Sinn und was für „gut“ steht,

wo es euch wie mir an Mut fehlt

wenn ihr Not und Tod und Blut seht.

 

Wo schon in der Welt geschieht.,

was uns allen einmal blüht.

Was uns mal real erwischt.,

heute wird's uns aufgetischt.

 

Nein, ich weiß nicht, wann’s soweit ist,

und ob du wie ich dabei bist,

und wie bald uns Nacht umfängt,

und auf wen sie sich dann senkt.

 

Liegt der  Sinn in meinem  Leben,

darin, hier  und heute es zu leben?

 

Man  hat  mich  auf die Welt gebracht -

Was  hat  die Welt aus mir gemacht?

Was  hab ich  in die Welt gebracht?

Wer  oder  was  hat  sie gemacht?

  

Der Messias

 

Sie streckt mir ihre Hand entgegen,

die Alte vor der Kirchentür.

Ich scheue mich, ihr Geld zu geben.

Sie murmelt dennoch  ihren Segen

zum Dank, und ich weiß nicht  wofür.

 

Das Kirchenschiff im Dämmerschein,

der Gottesdienst  noch  nicht zu Ende.

Ich  setz´ mich hin und mach´ mich klein,

saug´ diese Rituale ein

und falte sogar meine Hände.

 

Das Abendmahl wird angeboten;

die Menschen strömen zum Altar.

Man singt in wohlgesetzten Noten

Erinnerung an einen Toten,

der Gottes Sohn auf Erden war.

 

Und nun ist Schluss. Man stellt den Chor

wie vorher schon die Musikanten,

 Solisten und  Orchester vor.

Ich öffne  links  und  rechts das Ohr

und rede nicht mehr mit Bekannten.

 

Und höre das  Barockgepränge

von Klage- und von Jubeltönen,

des Chores hymnische Gesänge,

der Geigen Wohl-  und Wunderklänge. –

Ob sie mich mit mir selbst versöhnen?

 

Ich schaue in die Chorgesichter

und sehe  eine heilge Kraft.

Sie zündet  in den Augen Lichter:

Ein jeder Mensch ein Künstler, Dichter,

der für die Welt sein Kunstwerk schafft.

  

Und der die Botschaft froh verkündet,

dass Christus auferstanden ist.

Auf dass ein jeder Frieden findet,

die Sehnsucht in den Glauben mündet,

und  der nicht am Versanden ist.

 

Und Händels Hallelujah steigt

in lichte Höhen. Jubilierend

wird nun geflötet und gegeigt,

des Singens Freude froh gezeigt,

sich selbst verlierend.

 

Dies Außer-Sich-Sein rührt mich an,

würd´ gern mit ihnen mich verströmen.

Ich steh´ wie unter einem Bann.

Und meine Seele singt und dann -

dann  spür‘ ich meine Tränen.

 

Die Alte draußen vor der Tür –

ich leg´  ihr Münzen in die Hand.

Sie schaut mich diesmal an dafür,

und ich bin dafür dankbar ihr

und dem, was ich heut  fand.

 

(aufgeführt in der Església de l´ Assumpcio de Vinarós

am 20. Dezember 2002

 

Karussell

 

Die wirbelnden Schemen

im herbstlichen Wind –

sind sie zu zähmen,

taumelnd wie blind?

 

Sie kreisen um einen

mächtigen Baum,

von stählernen Leinen

gehalten im Raum.

 

Schwerkraft besiegen,

als ob man entglitte,

Kind sein und fliegen

um eine Mitte. 

 

Kein Held

 

Ach, lieber Gott, ich bitte dich,

lass klein und schwach und feige mich,

statt stolz des Lebens Last zu tragen,

den kühnen Sprung ins Leere wagen.

 

Ich bin fürwahr kein tapf’rer Held,

und auch kein Revolutionär,

ich leide sehr an dieser Welt

und ihrem Menschen-Meer.

 

Die Schöpfung scheint mir ist verdorben,

dem  Untergang geweiht.

Ach wäre ich doch schon gestorben!

Doch leider ist‘s noch  nicht so weit.

 

Lass mich doch einfach aus ihr geh’n,

hab‘ nicht den Mut sie durchzusteh’n.

Statt meine Hand zur Faust zu ballen,

will ich in deine Hände fallen.

  

Schau

 

Bei den Weisen schau Erleuchten,

bei den Starken schau die Macht,

schau die Tränen der Gebeugten

in der Einsamkeit der Nacht.

 

Lausch der Lerchen Lustgesängen,

schau der Felder Körnersegen,

lange Schatten an den Hängen,

schau die Wolken und den Regen.

 

Lausch dem Donner, dich erweckend,

Blitze blendend, wild,  dich schreckend.

 

Dann am Himmel, frisch bezogen,

heb den Blick zum Regenbogen.

Schau die Wellen, die vom Meer

roll´n an Land so frei daher.

 

Schaue grenzenlos und weit

 Gottes Liebe allezeit.

 

 Die "Krone der  Schöpfung“

 

Wäre ich ein reiner Tor

und wüsste nicht, was ich verlor,

dann stell‘ ich mir die Erde vor

und zwar mal völlig ohne

der Schöpfung sogenannte Krone.

 

Das Schöpfungswunder wär´ perfekt,

ganz ohne einen Makel.

Was Gott am Ende ausgeheckt

und was in seinen Menschen steckt,

das führte zum Debakel.

 

Ob jene je die Wunder sah´n,

die dann die Botschaft hörten:

´Macht euch die Erde untertan!´

´Was Gott tut das ist wohlgetan!"

Ob sie die Wunder  störten?

 

Die Erde, ihnen anvertraut,

und aller Reichtum der Natur –

die Menschen haben sie versaut

und Menschenwerk auf Sand gebaut

und herrschen nur. 

 

Ratten

 

Als Kind hab ich allein gespielt,

gab meinem Teddy einen Namen.

Er hat mich freundlich angeschielt,

hat wollig- weich sich angefühlt,

er ließ sich gern umarmen.

 

Er war mein Kind, ein Teil von mir,

und teilte Freude und den Gram.

Ich nannte ihn mein Plüschitier,

und beste Freunde waren wir,

bis ich zu Jahren kam.

 

Allein bin ich nun gar nicht mehr,

manchmal in schlechtester Gesellschaft.

Die bösen Geister um mich her,

sie garantieren Wiederkehr,

wenn nichts mein Leben hell macht.

 

Dann kriechen sie aus dem Versteck

und pfeifen wie die Ratten.

Das macht mir einen jähen Schreck.

Sie hinterlassen Rattendreck,

sie, meines Lebens Schatten.

  

Begegnung mit dem lieben Gott

 

Ich bin dem lieben Gott begegnet.

Er war, so schien es, auf der Flucht,

es hatte viel zu viel geregnet,

und man hat Schuldige gesucht.

 

Er saß im Park auf einer Bank,

ich setzte mutig mich dazu,

er wirkte auf mich müd´ und krank,

ganz ohne seine Himmelsruh.

 

Ich sprach ihn von der Seite an,

so unauffällig wie es ging:

„Hör zu Gott, nimm es wie ein Mann!

Und steige nicht mehr in den Ring.

 

Du bist nicht schuld an all dem Mist,

denn deine Schöpfung ist OK.

Sag allen, dass nicht du es bist,

der Schuld hat an dem Ach und Weh.

 

Die Menschen machten selbst kaputt,

was mal als Paradies begann,

und produzierten Schund und Schutt,

und all das, was ein Mensch so kann.

 

Sie haben unbedacht verheizt

den großen Reichtum der Natur,

aus dem, was Gier und Sinne reizt,

Besitz gemacht und Herrschaft nur.

 

Und nicht bedacht, dass nur geliehen

ihr Leben auf der Erde ist,

auf dass die Menschheit das Bemühen

sie zu erhalten nicht vergisst

 

Sie hielten durchaus für besiegbar

der Winde und der Wellen Kraft,

als wenn zu leben wie ein Krieg war,

der immer neue Feinde schafft

 

Sie brechen Streit und Krieg vom Zaun,

und feiern sich bald krumm und krank,

sie wollen dir nicht mehr vertraun,

in Demut, Ehrfurcht, Lob und Dank.

  

Sie sind nicht nur unglaublich dumm,

die Schöpfung nicht zu respektieren,

sie greifen ein und wandeln um,

und lassen sich so gern verführen

 

von ihrem Hochmut, ihrem Stolz

der sich an ihnen bitter rächt.

Dein Plan ist aus ganz andrem Holz,

als Menschenordnung, Menschenrecht.

 

Du schicktest ihnen deinen Sohn,

der deinen Gottesfrieden pries,

und den man dafür wie zum Hohn

so grausam töten ließ.

 

Doch er ließ deinen Geist zurück,

und der steht immer wieder auf.

Für Menschenliebe, Menschenglück,

nimmt manch ein Mensch den Tod in Kauf.

 

Und fühlt in sich den Mut zu kämpfen,

die Kraft und die Beharrlichkeit,

und nichts kann seine Hoffnung dämpfen.

Er trägt sein Kreuz und ist befreit.

 

Und darum, Gott, sei guten Muts,

denn Christus wird einst siegen.

Sein Geist will leben, und er tut`s

und ist nicht tot zu kriegen.

 

Drum, lieber Gott, kehr du zurück

in deinen Himmel voll Vertrau´n.

Du wirkst in Menschen, die da bau´n

dein Reich auf Erden, Stück für Stück.“

  

Vielleicht wird’s tausend Jahre dauern.

Vielleicht wird niemand es erleben.

Es hilft nicht hier und jetzt zu trauern.

Die Sehnsucht wird es immer  geben.

 

Dem Tode nah…

 

Dem Tode nah, bereit zu kämpfen,

nicht wissend, wie die Sache steht.

Gelingt’s dem Schmerz, den Mut zu dämpfen ,

wenn gar kein lindes Lüftchen weht?

 

Wofür soll mir das Leben dienen,

wenn mein Verstand nichts mehr begreift?

Und alle Zellen Schmerzen spüren,

und nur die eine Sehnsucht reift?

   

Es hat doch lang genug gedauert!

Ich will zu leben nicht mehr wagen!

Du Tod hast mich schon lang‘ belauert!

Nun nimm mich hin! Du darfst mich tragen.