Schlusswörtliches

Vertrauen

  

Gefährten sind wir schon seit Jahren,

neben einander her gefahren,

miteinander nicht.

Sah´n die mühsamen Fassaden

unsrer Lebenskameraden

und einander ins Gesicht,

konnten es jedoch nicht wagen,

irgendwem zu offenbaren,

„da ist Schatten hinter meinem Licht.“

 

Dass wir alle Wunden tragen,

andren  selber Wunden schlagen,

wissen wir oft nicht.

Doch, was ängstlich wir verbargen,

kommt an ganz besondren Tagen

und zu unsrem Glück ans Licht,

und zwar durch das Fragen-Wagen

und die schlichte Wahrheit-Sagen,

mitten ins Gesicht.

 

Nein, nicht jedem kann ich trauen,

nicht auf jeden kann ich bauen,

bin auf der Hut.

Mein Vertrauen, arg zerschlissen,

möcht´  ich nicht bedauern müssen,

werde mir zu helfen wissen –

anders als durch Wut.

Lasse mir den Mut nicht klauen:

Menschen tapfer zu vertrauen,

tut so gut. 

  

Ruhe, doch nicht Stand 

 

„Für treue Dienste“ ein Papier

und dann auch noch ein Blumenstrauß!

Dein Arbeitgeber dankt dafür.

Es schließt sich hinter Dir die Tür,

und Du bist raus.

 

Vorher hat man noch erläutert,

was Du selbst am besten weißt,

wie lange Dich Dein Amt erfreut hat.

Kaum jemand fragt, ob`s Dich gereut hat,

und was beim Lehren Freude heißt.

 

Die vielen Namen und Gesichter!

Was hältst Du davon wirklich fest?

Die Schatten und die vielen Lichter,

Konturen dunstig oder dichter,

der „Eindruck“, den Du hinterlässt!

 

Ein Stückchen Erde umgestaltet

und hier und dort ‘ne Spur gemacht,

mit Lust und Kraft ein Amt verwaltet,

Dich manchmal spürbar eingeschaltet,

Dich selber um den Schlaf gebracht.

 

Und manchen Menschen auch begeistert

und sehr erfreut

und eine Aufgabe gemeistert,

und -hoffentlich - gar nichts bereut.

 

War’s nun das wilde, bunte Leben?

Voll Schmerz und Freude, Angst und Glück?

Und nicht nur „Dienst“ und „Jahre“ eben,

Erfüllung für den Augenblick?

 

Unsres Lehramts hohe Würde –

für manche bleibt sie echt und jung.

So manchem wird sie eine Bürde,

man trägt sie tapfer zu der Hürde

der Pensionsberechtigung.

 

Man sagt es leichten Sinns dahin,

dass Du uns unvergessen bleibst.

Warst für uns alle ein Gewinn!

Verzeih uns, geht uns aus dem Sinn

zu schnell, was Du so treibst.

 

Man kann Dich heut von dem entbinden,

was Dich an unsre Schule band,

man kann den Rotstift Dir entwinden,

doch wirst Du neue Pflichten finden.

Ich wünsch Dir „Ruhe“, doch nicht „Stand“.

 

 

Dem Genusse  und der Muße

dies zum Gruße

 

Das war einmal so gewesen,

hatte schwarz auf weiß gelesen,

dass Müßiggang zum Laster führt

und nur die Langeweile schürt.

Verdienstvoll sei,

der Schufterei

bleibst du bis zum Tode treu.

Wer immer das geschrieben hat,

bei dem fand nie ein Laster  statt,

und Muße kannte er  wohl nicht,

der  arme Wicht.

 

Ich  bin völlig andersartig:

Mit des Lebens Freude wart' ich

nicht auf des Schicksals Donnerschlag,

der nicht nach  meinen  Wünschen  fragt.,

mich  jäh entweibt,

mich gar entleibt,

so dass mir keine Freude bleibt.

Und deshalb trinke ich  ein Weinchen,

genieße froh das Hammelbeinchen

und frage nach des Lebens Sinn

und wer ich bin.

 

Was ich euch wünsche

  

Was ich Euch wünsche, ist nicht viel,

und doch bedeutet es die Welt:

Ich wünsche  euch ein eignes Ziel,

das euch bei Lust und Laune hält.

 

Und Freunde, um euch mitzuteilen,

und Mut, den Menschen zu vertrauen,

und dann zuweilen zu verweilen,

um weit  nach vorn zu schauen,

 

ob euer Weg das Ziel noch anpeilt,

ob ihr schon längst das Ziel verfehlt.

Vielleicht habt ihr euch angeseilt,

und/oder euch verwählt.

 

Gesundheit, Kraft und starken Willen,

und, wenn das nachlässt hilft kein Beten,

nur jemand, um den Platz zu füllen –

und du sei mutig  abzutreten.

  

Zügellos

 

Elektro-Lok auf dem Geleise –

Sie fährt alleine ohne Zug

auf irgendwie beschwingte Weise,

als wäre sie sich selbst genug.

 

(Und wäre wie ein Schmetterling,

im Glücksrausch trunken offenbar,

der taumelnd zwar und doch  geschwind

das Weite sucht in der Gefahr.)

 

Als hätte sie sich  losgerissen

und ihrem  Dienstherrn grad verkündet,

so’n Zug zu zieh’n sei echt be...scheiden,

ob er nicht eine andre findet.

 

Sie weiß nicht, wie die Reise endet,

sie fährt drauflos und gibt sich preis

dem, der dann eine Weiche wendet

und lenkt sie. – Auf ein Abstellgleis?

 

Nein, auf ein Nebenstreckchen,

vorbei an  Wiesen, Wäldern, Seen.

An einem traumhaft  schönen Fleckchen

lässt sie ihr Stahlgehäuse steh’n.

 

Statt heftig hin und her zu flitzen,

hat sie nun Zeit zu meditieren,

bleibt zwar auf ihren Gleisen sitzen,

kann trotzdem sich emanzipieren.

Wunsch für´s Leben

 

Wenn Du redest, rede

so, als würdest Du was wagen.

Doch beim Reden überlege

nicht, was  andre darauf sagen.

 

Wenn Du singst, dann sollst Du singen

so,  als würde niemand lauschen.

Mag auch schräg  Dein Singen klingen,

kann es Dich doch selbst berauschen.

 

Wenn Du tanzt, dann tanze

so, als schaute niemand zu.

Geh beim Tanzen ganz aufs Ganze,

gib Dir selber keine Ruh.

 

Wenn Du arbeitest, dann rühr Dich,

ohne nur ans  Geld  zu denken,

jede Arbeit ist  für Dich,

gönn Dir, Arbeit zu verschenken.

 

Wenn Du liebst, dann liebe

so,  als hätt´  es nie im Leben

für Dich herbe Hiebe

unverdient gegeben.

 

Da du lebst, so  sollst  du leben

so, als wär´ Dein Paradies

hier auf Erden Dir gegeben

und als gäbe es nur dies.

 

Das wünsch  ich mir von meiner Frau..

 

Dass Du mit Stolz und ungelehrt

von mir als Deinem Liebsten sprichst,

wie ich es tue -   umgekehrt,

sonst wünsche ich mir nichts...

 

Dass Du auf meiner Seite bist,

wenn  Freunde mich verlassen,

und niemals, niemals es vergisst,

dann meine Hand zu fassen.

 

Dass Du  besonders nach mir schaust,

wenn mich die Traurigkeit umfängt,

und dass Du  tapfer drauf  vertraust,

dass Du´s nicht bist, die mich gekränkt.

 

Ich möchte mutig sein für Dich

und mich in dieser Welt

und wünsche mir von Dir für mich,

dass Dir mein Mut gefällt.

 

Liebe Töchter...

 

 Ob Ihr ihn sehr vermisst,

den, der er wirklich ist?

Geht es Euch ohnehin

nicht besser ohne ihn?

Wär´ mein am Platze Sein

nicht wie ein Klotz am Bein,

so wie ein Stein gelegt

auf Euren Weg?

 

Ob es Euch wichtig ist,

was für mich richtig ist?

Und ob Ihr je versteht,

wo mir das Herz aufgeht?

Gönnt mir vom großen Glück

dies fast verpasste Stück.

Seht mich im Silberglanz,

 zärtlichen Tanz.

 

Seid mutig zu träumen,

doch nichts zu versäumen.

Ich wünsche Euch beiden

Lieben und Leiden

und Kraft zu entscheiden,

nicht ängstlich zu meiden,

für äußeren Schein

jedwede Pein.