Transgenderliches 3

Fasching

 

In dem bunten Faschingstreiben

fühle ich mich nicht zu Hause,

lass´ das Kostümieren bleiben,

mach´ beim täglichen Verkleiden

gern mal eine Pause.

 

Zeige meine Seelenhaut

unverhüllt und leicht verkühlbar,

ungemietet, ungeklaut

und mir dennoch nicht vertraut –

nur ihr Faltenwurf ist fühlbar.

 

Meine Maske zu maskieren?

Fürchte, dass ich mich entlarve.

Es ganz ohne zu probieren,

jede Tarnung zu verlieren,

wären Messer und zwar scharfe.

 

Überlege vor mich hin:

Dass ich täglich mich verkleide,

macht es wie im Fasching Sinn?

Zeigt es, wer ich wirklich bin

oder was zu sein ich klug vermeide?

 

Deine Freundin

 

Ich möchte deine Freundin sein,

nur nebenbei dein Mann.

Beim Mann-Sein bleibt die Freude klein.

Ich lade dich zum Träumen ein

und fange heute an.

 

Ich lass´ dich morgens, wenn du magst,

nach deinem Gusto schlafen.

Und wenn du einmal eines Tags

nach Frühmusik zum Frühstück fragst,

dann wähl´ ich für dich Harfen.

 

Ich koche dir auch gern ein Ei,

wenn dir danach der Sinn steht,

und deck´ den Tisch auch gern für drei,

als wär´ für ihn ein Plätzchen frei,

sofern von dort kein Wind weht.

 

Denn ich wär´ gerne, wenn wir reden,

ein bisschen ich, ein bisschen du,

(das bisschen er lässt uns in Ruh´)

und unsre Worte wären Fäden

und nähten unsre Seelenschäden

mit feinen Stichen zu.

 

Zwischen-Leben

 

So heiß gefühlt,

im fremden Land zu sein.

Hab´ mich bemüht,

mich abgekühlt,

mein Leben lang allein.

 

Ist es zu spät,

den großen Schnitt zu wagen?

Ob es noch geht,

ob es mir steht,

mein Kleid als Mann zu tragen?

 

Ist es noch Zeit,

das, was ich bin, zu leben.

Ob´s mich gereut,

ob es mich freut,

mir so viel Leben aufzuheben?

 

Ich hab’ den Mut

zum Leben zwischen den Geschlechtern!

Und lebe gut

und lass‘ die Wut

den selbsternannten Wächtern.

 

 Enttäuschte Hoffnung

 

Es wird wohl niemals, niemals gehn,

dass ich mir meinen Platz erfechte,

man wird in mir nur immer den

geschminkt und hübsch verkleidet sehn,

der ich nicht gern sein möchte.

 

Wie ich gern wär´ vor aller Welt,

ich mag´s schon nicht mehr sagen,

weil niemandem der Wunsch gefällt

und jeder es für Dummheit hält,

ihn vor sich her zu tragen.

 

Mit meinen Kleidern, meinem Haar

und etwas Farbe im Gesicht

bin ich kein andrer, als ich war,

und das ist vielen Menschen klar

und doch ertragen sie mich nicht.

 

Es kommt schon vor, dass Leute sagen:

„Du hast viel Mut und jedes Recht.“

Doch mir liegt schwer auf meinem Magen,

dass  sie´s im Grunde nicht ertragen

und nur so tun, so recht und schlecht.

 

Girls only 77-th-birthday-party 2016

Meine lieben  Freundinnen

Nach der Lesung im Kavalierhaus  April 2019

 

Schräge Vögel beim Berkefeld Café

 

 Opiline

 

Mein Enkelkind ist sieben Jahr,

mir zärtlich zugetan,

und gestern, als sie bei mir war,

zog ich mich für sie an:

 

Das schwarze, bodenlange Kleid,

die Bluse drunter silbergrau.

Mit offnem Haar war ich bereit

für meine Überraschungsschau.

 

Sie schaute mich, als ich mich zeigte,

mit dunklen Augen an.

Und als ihr Kopf sich endlich neigte,

da löste sich der Bann.

 

„Du siehst ja aus wie eine Frau!

Du bist ja so wie eine Oma!“

Mir wurde doch ein bisschen flau.

„Nein!“ sagte ich. „Ich bin Dein Opa!“

 

„Ich kenne wen,“ so sagte sie,

„die sieht genau so aus wie du!“

„Magst du sie denn?“, so frag´ ich sie.

„Ja, die ist nett!“, gab sie mir zu.

 

„Ich trage manchmal gerne Kleider,

weil sie so leicht und luftig sind.

Ich bleibe doch dein Opa weiter

und du mein liebstes Enkelkind!“

 

„Dann bist du meine Opiline,

weil du nicht aussiehst wie ein Mann!“,

sprach sie mit festentschloss‘ner Miene

und fing zu spielen an.

 

Sie legte ihre Lieblingspuppen

mir sanft mit Nachdruck in den Arm.

Bis tief in meine Fingerkuppen

ward mir am ganzen Körper warm.

  

Sie lief davon und kehrte wieder

mit Puppen, Teddies und so fort

und hockte neben mich sich nieder

und wich nicht mehr von diesem Ort.

 

Und nacheinander legte sie

mir ihre Liebsten in den Schoß.

Ich wiegte sie auf meinem Knie

und werde sie hinfort nicht los.

 

Für nun und auch für alle Zeiten

bin ich total neu eingestuft

und werde sie hinfort begleiten,

zeig´ meine Opiline-Seiten,

wann immer sie mich ruft.

 

Hans-Jürgen, 2000

  

Ergänzung

 

Das „Kind“ ist 14 Jahre her,

studiert nun Englisch und Geschichte.

Sich zu erinnern fällt nicht schwer:

„Ich weiß, Du bist ein bisschen quer.

To live your life is only fair!“

Sieht mich in keinem neuen Lichte.

 

Sie nennt mich „Opi“, wenn sie schreibt.

Für mich ist da kein Unterschied,

denn was vom alten Namen bleibt

und in der Kurzform lebt und leibt,

ist Melodie vom alten Lied.  

 

Die Lady gegenüber

 

In dem Caf'e-Haus meiner Wahl

sitzt sie mir direkt gegenüber.

Sie schaut zum wiederholten  Mal,

und für mich  ist  das  eine Qual

recht kritisch  zu mir rüber.

 

Sie fragt sich  sicher:"Ist  die echt?"

Soll ich  die ganze Wahrheit sagen?

Verbirgt ihr Zweifeln am  Geschlecht,

und das  ist  mir hier  durchaus recht, 

denn Streit werd' ich  nicht wagen.

 

Was sie so denkt, will ich nicht deuten.

Ihr steht davon nichts im Gesicht,

bin fremd hier unter  fremden  Leute,

würd' gern  ein Wort von ihr erbeuten.

Sie ist  'ne 'Lady', ich  bin's nicht.

 

Die Ladies gegenüber

 

In dem Cafè-Haus meiner Wahl

da sitzen sie mir gegenüber.

Sie schau'n zum wiederholten  Mal,

und für mich  ist  das  eine Qual

recht kritisch  zu mir rüber.

 

Sie fragen sich: "Ist  die denn echt?"

Soll ich  die ganze Wahrheit sagen?

Sie zweifeln wohl an dem  Geschlecht,

doch  mir ist  ausgesprochen recht,

dass sie mich  nicht zu fragen wagen.

 

Ob ich  das  bin, was sie vermuten,

ich  will es offen lassen

und meine Seele nicht verbluten.

Sei es im Bösen oder  Guten,

sie werden's nicht erfassen. 

 

Girls only Cafè  Easter 2017

Amber - Patricia - Sally - Sonja


Unverkleidet

Herzallerliebste schicke mir,

wie Du  versprochen  hast,

das Bild. Du kannst  ja nichts dafür,

wenn, es zu mir nicht passt.

 

Du weißt, dass ich als Mann verkleidet

mir nicht besonders ähnlich  bin.

Und ahnst, dass meine Seele leidet,

bei dem erzwung’nen Her und Hin.

 

Und dennoch muss zuweilen  sein,

was die Gesellschaft so  verlangt,

Man(n) ist  ja dabei  nicht allein.

Und dankt.

Am Goldfischteich

 

Am Goldfischteich in mich versunken

und dort in einer and’ren Welt,

mich fragend, von Gefühlen trunken,

ob und wie lange, was mich hält.

 

Der Traum, der Tanz, das Luftgebilde,

so völlig anders - Frau? - zu sein,

zieht mich in selige und wilde

nicht mitteilbare Lust hinein.

 

Das Fräulein bringt die Erdbeertorte

und schaut mir freundlich ins Gesicht.

Sie gönnt mir ein paar nette Worte,

doch wer ich bin, erkennt sie nicht.

 

Vom Nachbartisch ein schneller Blick

und ein, zwei Köpfe, die sich dreh‘n

in meine Richtung und zurück.

Hat irgendwer mich angeseh‘n?

 

Ein wacher Blick noch in die Runde,

und mir wird schmerzhaft offenbar,

dass allenfalls für eine Stunde

ich bei mir war.

 

Aroma wie bei Oma

 

Fährst du auf der großen Straße,

träumst so vor  dich hin,

siehst vor dir die Kaffeetasse,

und es öffnet sich dein Sinn

für den Duft von frischem Kuchen

und für das Kaffee-Aroma,

und du musst nicht lange suchen,

plötzlich bist du wie bei Oma,

steigst aus deinem Auto aus

unter schönen alten Bäumen,

gehst in‘s alte Fachwerkhaus,

denkst, hier lässt sich traumhaft träumen:

Tische, Stühle wie von gestern,

krumm und schwer das Dachgebälk,

freundlich auch die Kaffeeschwestern,

in der Mehrzahl etwas welk,

sehr einander zugewandt,

schwelgend in Befindlichkeiten,

Namen, Daten längst bekannt,

alte Zeiten, neue Zeiten,

und du fühlst dich sehr geborgen,

möchtest gerne sein wie sie,

und vergisst mal deine Sorgen,

bist hier endlich ‘so‘ und ‘die‘.

 

Sei wie ein Baum ...

  

Glatt und grade soll der Baum sein,

rage in den Himmel rein

und sei stark und fest verwürzelt,

dass er niemals jemals stürzelt,

sein Gesamtbild sei symmetrisch

 und sein Umfall`n hypothetisch,

er sei sturmerprobt und mächtig,

und im Herbst besonders prächtig.

 

Ist das Bäumchen glatt und grade,

ist es auch ein bißchen fade,

ist es linkswinklig und krumm,

ist es ganz bestimmt nicht dumm:

dreh’n nach rechts und das forever

ist doch überhaupt nicht clever

für den, der mit keckem Mut

sich  nach links sehnt und es tut.

 

Ist das Bäumchen glatt und grade

ist das auch ein bisschen schade,

ist es links und stark und krumm

bringt es keiner so schnell um:

und die vielen Selbstgerechten,

die nach rechts es drehen möchten,

geben mit geheimer Wut

schließlich auf und Dir geht’s gut. 

 

Es ist  so  falsch, wie ich  es mache!

Denn macht es irgendeinen  Sinn,

dass über  den, der  ich  doch  bin,

ich  mit den  andren  lache?

 

Selbstoffenbarung

 

Kannst du je den Zeitpunkt nennen,

wo du dir den Mund verbranntest, 

ohne Sein und Schein zu trennen,

Wahrheit bei dem Namen nanntest?

 

Wenn, als ob dich etwas treibt,

du Karrieretreppen raufgehst,

nichts von deinen Träumen  bleibt,

wenn du morgens müde aufstehst,

 

kannst  du's jemandem  erzählen,

ohne dass es in sein Bild passt?

Würde es dich  gar nicht quälen,

dass du dich in ihm getäuscht hast?

 

Nur du selber taugst  dazu,

dein Geheimnis zu bewahren,

findest  du in dir die Ruh',

dich dir selbst zu offenbaren..

 

Die Spiegelbilder

trügen  nicht,

sie zeigen  dir dein Angesicht,

so wie es nun mal  ist bei Licht.

Du zauberst sie dir milder.

 

Girls only birthday Party 2016

Sonja - Anne - Neriman 


Schräge Vögel bei  mir zu Gast


Süße Omi

 

Ich hatte sie alle drei zu mir eingeladen: "Besucht mich in meiner Wohnung. Wir fahren dann gemeinsam nach Celle zu dem Café, von dem ich Euch erzählt habe. Am frühen Abend sind wir wieder zurück bei mir. Dort mache ich Euch mein spezielles Spargelgericht. Und dann sehen wir uns noch Fotos an."

Ich hatte gezweifelt, ob sie wohl alle drei kommen würden.  Doch sie hatten sich schnell auf einen Termin geeinigt, sich das große Auto ausgeliehen und standen pünktlich um 13.00 Uhr vor meiner Haustür, meine drei erwachsenen Enkeltöchter, Amber 22, ihre Schwester Sally 19 und beider Cousine Patricia 18.

Wir verbrachten einen schönen Nachmittag mit guten Gesprächen, klugen Bemerkungen, lebhaften Berichten von prallen Erlebnissen und ungezwungenen Albernheiten. Natürlich wurden Fotos geschossen, vor und in dem Cafè und nachher bei mir zu Hause.

Einige Tage später rief mich  Sally an und erzählte mir von ihrer Tätigkeit im Freiwilligen Sozialen Dienst, und bevor sie auflegte: "Ach, Opa, das muss ich Dir noch erzählen. Ich habe die Fotos, die ich am Sonntag geknippst habe, meiner  Freundin gezeigt. Und weiß Du  was die gesagt hat. Sie hat gesagt: "Du hast vielleicht eine süße Omi!" 

Wird man mir glauben, wenn ich sage, dass ich  mich sehr über diese Rollenzuweisung gefreut habe? 

 

Feeling feminine

 

The way I feel

on certain days

is quite unreal

in certain ways

 

I get my body clean and hairless

and dress a woman from the skin

the clothes I pick are never careless,

it’s style on which my faith  I pin.

 

I beautify with care my face

put rings on ears and fingers

add to that work of art a lace

of scent that stays and lingers

 

I feel so totally in love,

would like to be myself no more,

would like to shed all manners rough

and be an angel – not a whore.

 

I go out  prim and  neatly dressed

aware of people staring

although I don’t like being pressed

the challenge is so daring.

 

I enter boldly a café

not stopping at the door,

I know this place is quite okay

I’ve been here once before.

 

The room is only dimly lit,

not many people there,

I move selfconsciously a bit

avoiding every stare.

 

I order in a husky voice,

quite low and unobtrusive,

to stay all through I have no choice,

mind-reading is elusive.

 

And while I sit so pensively

not up to the occasion,

I shrink at the immensity

of this - my transformation.

 

I wonder if I have become

a different person only

because I look so woman-some.

I still feel sad and lonely.

 

The way I am

day in day out

not worth a damn.

Though people always scream and shout

I go my way and walk on proud

and sometimes try to sing out loud:

 “I am just what I am!”

 

Schritte

 

Verstoße gegen  guten Sitten

und habe mich dennoch  getraut,

nach  hoffnungsvollen  ersten  Schritten,

die zweiten nun und dann die dritten,

doch  letztes sag  ich  nicht so laut.

 

Ich  wandle hier  auf neuen  Pfaden,

in einem völlig fremden  Land.

Zuweilen kommt mein Stolz zu Schaden,

zuweilen geh  ich  völlig baden

und setz mein Wertgefühl auf Sand.

 

Doch manchmal bin ich auch zufrieden,

trotz allem guten Mutes.

Mein Blickkontakt wird nicht gemieden,

ich nicht von andern unterschieden, 

und so  tut man  mir Gutes..

Freundschaft unbeschreiblich,

sei sie männlich  oder  weiblich,

macht was  aus.

Mach' was draus.

Christopher Street

 

Selbstverständlich schreib ich Dir,

wenn mir etwas einfällt,

habe wenig Stoff dafür,

weil bei mir kein Schwein bellt.

 

Habe wenig zu erzählen,

da ist kaum etwas passiert.

Muss ich mich für etwas schämen,

was mich allenfalls geniert?

 

Lebe friedlich vor mich hin,

lese über Innenwelten,

suche überall den Sinn,

und den ließ‘ ich gelten,

 

wenn ich ihn gefunden hätte.

Wie zu leben wäre richtig?

Hänge selber an der Kette,

so, als wär’ ich süchtig.

 

Mein soziales Wohlverhalten,

der konventionelle Schiet,

stoppt brutal mein Selbstentfalten.

Ich  bin für Christopher  Street. 

 

 

Abgeblitzt

 

Auf einer Autofahrt en femme

ich  zügig durch  ein Dörfchen kam,

da hat es plötzlich rot geblitzt,

und Beten hat nichts mehr genützt.

Es hat mir jemand zugeschaut

und diesen Ausflug  mir versaut.

 

Da ich, so schrieb man, „offenbar

nicht selbst der Fahrzeugführer“ war,

so kriegte ich  das Strafmandat

für diese Überschreitungstat,

der „offensichtlich Führerin“,

weil ich „der Auto-Halter“ bin.

 

Ich möchte stillvergnügt allein

mit dem Ergebnis glücklich sein

und insgeheim wohl denken:

im Auto sitzend und beim Lenken

täuscht sich in mir die Polizei,

sieht mich und denkt sich nichts dabei.

 

Sie seh`n mich hinterm Steuer sitzen

und denken, wenn sie auf mich blitzen,

mein Kopf wär` der von einer „die“

und nicht bloß ähnlich so wie „sie“.

Ich hab` die Polizei gepriesen

und gern die Strafe überwiesen. 

 

Anders sein

 

Ich will erkennbar anders sein,

und kleide mich wie eine Frau.

Auf diese Weise kann was sein,

was ich zu sein mich gar nicht trau.

 

Ich mag die Frau‘n, wie sie sich kleiden,

schau ihnen gerne hinterher,

anstatt am Nicht-Sein schwer zu leiden,

fällt mir das Tun- als-ob nicht schwer.

  

Ich träume, dass ich mich verwand’le,

mal bin ich Mann, mal bin ich Frau.

Nach welchen Mustern ich dann handle?

Ich lieb‘ das Leben bunt statt grau.

   

Im Genderspiel

 

Nur vier, fünf Gäste im Café,

am Kuchen-Tresen eine Frau.

Ihr Blick auf mich tut mir nicht weh,

obwohl sie sieht, was ich mich trau.

 

Ich wähle ein Stück Käsekuchen.

Sie schiebt es mir auf mein Tablet

und hilft mir, einen Platz zu suchen,

wie ich ihn gerne hätt‘.

 

Ich fühle mich so seltsam wohl,

in Rock und Bluse, parfümiert,

und nah dem femininen Pol,

wo Gender eine Rolle spielt.

 

Die Frauen an dem Nachbartisch,

sind im Gespräch vertieft

um Kinder, Küche, Fleisch und Fisch,

und was in ihrem Leben mieft.

 

Warum geht’s nicht um Männermacht,

um jene Männergier nach Siegen,

die Hass sät und den Krieg entfacht,

auf Brechen und Verbiegen?

 

Ich schleiche irgendwann hinaus.

Hab meinem Mann-Sein abgeschworen.

Fühl mich bei Frauen nicht zuhaus,

als hätt‘ ich irgend was verloren.

  

 Würde gerne..

 

Weil's zum Frust  auch  Lust  bereitet

und weil mich  der Hafer  sticht,

hab' ich heute -- unbegleitet -

meine Seele ausgebreitet,

nur für dich.

 

Was ich  nicht zu sagen  wage,

denn das  Risiko ist groß:

Ich  wär' gerne diese Plage

bis zum Ende meiner  Tage

los.

 

Würde gerne, wenn's erlaubt wär',

nicht nur alt und grau  sein,

sondern, was mir sehr vertraut wär',

auch  wenn die Idee geklaut wär',

Frau  sein.

 

Und es wär' mir gar nicht wichtig,

jung und schön zu sein,

wäre sicher  alterssichtig,

Eitelkeiten  wären  nichtig,

alles Schein.

 

Doch  ich  wäre ohne Umkehr

auf der  and'ren  Seite,

wär' nicht dumm und stumm mehr,

wäre vielleicht krumm und schwer

wie alte Frauensleute.