Politisches Kap 2

Ich habe gar nichts mehr zu sagen

 

Eigentlich, Ihr lieben  Leute,

hier  und heute,

hab  ich  gar  nichts mehr zu sagen,

will ich  nichts zu sagen wagen.

Ich  riskiere Kopf und Kragen,

denn in diesem  Mikrofon,

und ein jeder  weiß das schon,

steckt so  dann und wann

ein kleiner  Mann,

ein Spion.

 

Und wenn den das  heftig stört,

was er  mich heut‘ sagen  hört,

ja, dann meldet er‘s  Obama,

und dann krieg  ich mieses Karma,

und man  streicht mir die Pension,

meinen  Lohn.

 

Ach, Ihr könnt mich  ja mal  fragen:

„Hast  Du  Dir denn Deine Welt

geschaffen,  wie sie Dir gefällt?

Hast  Du dazu was zu sagen?“

 

Kurz und knapp für’s Protokoll:

Ich tat  alles, was man soll,

bin in meinen  jungen  Jahren

in der  Welt herumgefahren,

sah  die Pracht der großen  Städte,

Menschen, Menschen ohne Ende

und ihr Elend, ihre Nöte,

sah  berühmte Sonnenstrände,

hab  mich  irgendwann getraut,

Haus gebaut.

 

Hab zwei  Töchter großgezogen,

sind nun  sehr erwachs‘ne Kinder

und mir immer  noch  gewogen,

was ich schon erstaunlich  finde.

 

Beruflich  bin ich  aufgestiegen,

das  wär‘ besser  unterblieben,

habe Rechnungen  bezahlt

und entsprechend auch  geprahlt,

zahle Steuern, keine Miete,

und entsorge Hundeschiete,

lass den  Bürgersteig enteisen,

fütt’re Spatzen  und die Meisen,

die dann meine Gartenstühle

unbedacht be(scheißen)sudeln.

 

Ich  bin leider  leicht behindert:

Nicht im Kopf, was den  Frust lindert.

Reimen  kann ich  unvermindert,

nur die Beine, nicht mein Geist,

und das  tröstet  mich  zumeist,

denn schlecht sehen  kann ich  gut,

doch  gut hören  kann ich  schlecht,

weil sich  so  mein gutes Leben,

ja, so  ist  das  Leben  eben,

an  mir rächt.

 

Nein, meine kleine Welt

hat  was, das  mir nicht gefällt.

Kann es gar  nicht so  recht sagen –

Vielleicht eines,

aber, hört  Ihr, das  bleibt meines!

 

Denn nun geh‘ ich einmal  in mich,

und besinn‘ mich:

Statt zu hegen  und zu  pflegen,

hab  ich durch Ressourcen-Nutzung

meinen  Teil an Weltverschmutzung

stets gesteigert,

und mich  stolz geweigert,

meinen Lebensstil zu ändern,

denn ich  dachte: wenn, dann

soll’n es alle tun,

und bevor das auch  geschieht,

wart‘ ich  ab, was uns noch  blüht,

und dann lass‘ ich  fein und klein

jedes Ändern  sein.

 

Und so  bin an  Umwelt-Sünden,

wie die Öku-Fuzzis finden,

 ich  wie alle hier beteiligt,

freilich.

Und das  will ich  Euch  bekennen,

und dafür ein Beispiel nennen:

 

Für den  Rasen und für’s Autowaschen

soviel  Wasser  zu vernaschen,

für das  Reinigen  von Händen

soviel Wasser zu verschwenden,

also  das  muss ich  beenden.

 

Statt zu duschen  wird geschüttelt,

Dreck  und Staub wird abgerüttelt,

und mein hoher  Stromverbrauch –

ja, der  auch.

 

Kerzenlicht ist  doch  so  traulich,

macht die Stube so  beschaulich.

Ja, so  kann man  trefflich  sparen.

Und vielleicht in tausend Jahren

wird  die Luft so  klar  und rein

wie im Mittelalter  sein.

 

Wäre meine kleine Welt

dann so  wie sie mir gefällt?

 

Nein, ein paar  Problemchen  bleiben.

Doch  das  Schlimmste sind die Gase,

ganz besonders die Methane.

Beim Verdauen in den  Därmen

da entsteh’n sie

und dann geh’n sie

ab, wobei  sie lärmen,

doch  man  kann ja kaum vermeiden,

sie -  aus dem  Körper auszuscheiden.

 

Ach, ich  sollte daran denken,

diesen  Ausstoß zu beschränken.

Dreimal täglich?

Wär‘ das  möglich?

Auch  beim Singen  und beim Lachen,

alles  reine Willenssachen,

stelle ich  das  Brüllen  ein,

möchte lieber  stille sein,

dass ich  nicht die Luft verpeste

mit dem dioxyden Reste.

 

Auch  sie Kühe und die Stuten

sollten  überhaupt nicht pupen.

Doch  ein Rindvieh-Furz

ist so  manchem  Bauern  Schnurz.

 

Ich  hab  zu viel  Fleisch verschlungen.

Schließlich  ist  es mir gelungen,

mir von einer  grünen  Wiese

das  zu holen als Gemüse,

was auch  all die Kühe fressen.

 

Es ernährt mich,

macht mich  zärtlich,

macht mich  satt,

ja, und bewährt sich,

auch,  wenn da Methangas  drin ist,

was  man  mit dem  Grünzeug mit frisst.

Doch  das  kommt ja wieder  raus,

wie bei  der  Kuh mit Saus und Braus.

 

Nein, das  dauert  viel  zu lange,

ist komplex und macht mich  bange,

macht die Welt nicht wirklich  besser,

liefert  sie ans Messer.

Deshalb möchte ich  es wagen,

ein Geheimnis Euch  zu sagen,

das Ihr bitte gleich  vernichtet

und nicht dem  Spion berichtet:

 

Manchmal  möcht‘ ich  mich  erheben

und mich wieder  selbst  beleben,

nicht auf meinen  Nabel schauen,

sondern  mich  mal  wieder  trauen,

öffentlich  zu protestieren,

mich  politisch  engagieren,

würde Argumente schärfen,

sie wie Steine um mich  werfen,

auf die Barrikaden  steigen,

stahlhart meine Fäuste zeigen,

dem  Tyrannen dieser Welt,

der  die Macht in Händen  hält

und sich  an dieselbe klammert,

nichts vergeben, nichts verzeihen,

mich noch  einmal  exemplarisch,

vegetarisch, solidarisch

in die breite Front einreihen,

wo  noch Mut und Einsatz zählt.

Doch so mancher Kämpfer fällt,

 

Ja, jetzt hab  ich  was zu sagen.

Es geschieht in diesen  Tagen,

wo  wir uns’re Witze machen,

über  die wir sorglos lachen,

so  als wäre diese Welt

so  wie sie mir

und wie sie Dir

schon gefällt.

 

Jetzt und gar  nicht weit von hier

würde uns das  Blut gerinnen,

wären  wir mit allen  Sinnen

dort , wo  heute Menschen  sterben,

vertrieben und gefoltert  werden,

wo  sie hungern und erfrieren,

explodieren und krepieren

oder  auf der  Flucht ertrinken,

tot sind und zum Himmel  stinken.

 

Unrecht und die Gaunerei,

Völkermord und Barbarei

und das  hilflose Geschrei

der  Empörung

über  fehlende Erhörung.

Menschenelend, Menschenfleh’n

will ich  nicht mehr übergeh’n,

überseh’n,

sondern  endlich  wagen

draufzuschlagen,

nicht beschwichtigen und dämpfen,

sondern  kämpfen, kämpfen, kämpfen.

 

Tot und kalt

hätt‘ ich selber mich gestellt,

wenn ich  mich damit abfände

und nicht hoffte auf die Wende,

eine große Wende für die Welt.

 

Ach, ich  würde, möchte, würde,

wäre da nicht eine Hürde

und ein Fehler  im System:

Man  wird  bequem

und lässt  gescheh’n,

legt die Hände in den  Schoß

und redet  bloß.

Statt Stein und Stahl ist  das  wie Pappe.

OK, jetzt halte ich  die Klappe.

 

 

Das Elend dieser Welt

 

Warum kann ich noch fröhlich sein

und über Witze lachen,

mein Mahl genießen und den Wein,

wenn in der Welt die Kinder schrei’n

und Schüsse und Granaten krachen

 

und Menschen aus dem Elend flieh’n,

und können doch nicht bleiben,

dort, wo die Hilfe sicher schien,

weil Menschen wieder Waffen zieh‘n,

um sie erneut davon zu treiben.

 

Ich hab‘ die Bilder doch geseh’n,

die man uns täglich präsentiert,

und sag‘, als wäre nichts gescheh’n,

„Ach, ja, die Welt ist wunderschön!

So schlimm, was da passiert!“

 

Und sitz‘ in gut geheizten Zimmern,

seh‘ Kinder frier’n im dünnen Zelt,

und hör‘ sie herzzerreißend wimmern,

und weiß, es wird sich noch verschlimmern,

und sag‘, “Ach ja, so ist die Welt.“

 

Pocht Schrecken nicht an meine Tür,

der Wahnwitz nicht ans Fenster,

dann sag‘ ich: „Was kann ich dafür?

dran schuld sind andre und nicht wir!“

Verscheuche die Gespenster.

 

 „Der Mensch ist halt des Menschen Feind.“

Ist das der Weisheit letzter Schluss?

Das Leid ist größer als es scheint,

so viele sind im Leid vereint,

und einige im Überfluss.

 

Der Mensch, er sei des Menschen Freund,

und sei bereit zum Schulterschluss,

mit dem, dem keine Sonne scheint

doch hofft, dass jemand um ihn weint,

und tut, was er tun muss.

 

Mauerfall

 

Sie hatten mehr als ein Jahrzehnt

in Krieg und Diktatur

die Friedenszeit herbeigesehnt,

sich  an die Sieger angelehnt,

für Wohlstand, Freiheit – Inventur.

 

Ein neues Haus!  War es nun da?

Die Mauer, die man stellte,

damit der Ostland-Mensch nicht sah,

was dort im Westmensch-Land geschah,

sie war’s, die diesen  Traum vergällte.

 

Sie sperrte die Erbauer  ein,

mit allen  ihren Lieben,

und keiner  kam mehr raus noch rein.

Vom guten  Vorsatz war allein

nichts als ein schöner  Traum geblieben

 

vom Arbeiter- und Bauernglücke,

den  Wenige  nur  teilten.

Die  stopften mit Gewalt und Tücke

und dreister Lüge jede Lücke,

zu der die Eingeschloss’nen  eilten.

 

So  haben  Führer  überall,

nicht nur in deutschen  Landen,

ihr Volk umzäunt von Fall zu Fall

mit einer  Mauer, einem  Wall,

auf ihrem Irrtum starr bestanden,

 

es gäbe da ein Paradies

in dieser  Menschenwelt,

und sie nur wüssten, wie es hieß,

doch alle  Menschen brauchten dies,

auch der, dem’s  nicht gefällt!

 

Der wird als Staatsfeind angeklagt

und  an  die Wand gestellt.

hat  er nur einmal es gewagt

und seine Wahrheit laut gesagt,

die den Regierenden missfällt.

 

Kein neues Haus! Das graue Glück!

Und freudlos die Gesichter.

Und Ängstlichkeit im scheuen  Blick.

Was kommt für mein Vertrauen zurück

im Land der Denker  und der Dichter?

  

Doch Mauern, die der Mensch erbaut

zum angeblichen  Schutze,

so  dick, dass niemand  sie durchschaut

und sieht, was sich  zusammenbraut,

sind  zu nichts Gutem nutze.

 

Sie halten  für begrenzte Zeit

ein ganzes Volk gefangen.

Gefangen-Sein wird neues Leid,

die Sehnsucht drückt und sie befreit

sich  selbst, mit Zittern und mit Bangen.

 

„Wir sind das Volk!“, so klang es laut

aus hunderttausend Kehlen.

„Wir wollen, was ihr uns geklaut,

auch wenn ihr uns in Stücke haut,

frei  reisen, reden, wählen!“

 

Die Staatsmacht hat sich still verdrückt.

Fast  lautlos stürzt die Mauer ein.

Sie wird verlacht, zerpflückt, zerstückt.

Gewaltlos wird sie eingedrückt.

Und hört nun endlich auf zu sein.

 

Ach, Freiheit ist  ein Augenblick

so stark und frisch und schön!

Wenn sich im Wind die Segel  bläh’n,

wer will das Wie und Was verstehn?

Wer blickt da noch  zurück?

 

Die Mauer aus Beton und Stahl

war  nicht unüberwindlich.

Im Fleisch  des Volkes wie ein Pfahl,

war, sie zu fällen, wessen Wahl?

Und fällte man sie gründlich?

 

In manchen Köpfen blieb sie drin,

so mancher  Mauerrest.

Des Mauerfalles tiefer Sinn?

Wenn mauerfrei ich selber bin,

dann wär‘ das mein Befreiungs-Fest.

 

Und wär‘ zugleich auf jeden Fall

ein Mauerfall!

 

Rattenplage

 

In einem Land, sehr weit von hier,

vermehren sich die Ratten.

Der Staat hat keinen Plan dafür,

sie fressen mit geballter Gier.

Und die stellt alles in den Schatten.

 

Doch die Regierung weiß auch Rat:

„Wir regeln das mit Geld.“

Sie schreitet auch alsbald zur Tat:

„Ein Schutzgesetz braucht unser Staat.

Und dies Versprechen hält:

 

„Für jedes totgemachte Tier

zahlt euch der Staat ‘ne Prämie.“

Die Menschen sind sehr schnell dafür.

Den Rattenmord treibt an die Gier.

Bald gibt es nur noch wenige.

 

So kommt es Menschen in den Sinn,

den Nachwuchs zu manipulieren:

„Wir züchten Ratten, mit Gewinn,

der ist bei dieser Prämie drin!“

Und unser Staat? Nimmt der es hin,

dass wir Gesetze so verbiegen?

 

Schützenkönig

 

Der König reiste durch sein Land,

ritt durch die Stadt und staunte doch:

An Mauern, Bäumen Pfählen fand

er Kreise mit ‘nem Einschussloch.

 

Zielscheiben, wie von Kinderhand

gemalt und dann beschossen.

Was er jedoch erstaunlich fand:

da hatte jemand voll getroffen.

 

Ins Schwarze jeweils, mitten drin.

„Bringt mir den Schützen, will ihn seh’n!“

Ein Kind führt man zum König hin,

ein Junge, etwas über zehn.

 

Ich möchte, dass du’s mir erklärst.

Sag mir, auf welche Weise?“ –

„Ach, kinderleicht – Ich schieß zuerst

und male dann die Kreise.“

 

Stummer Protest 

 

Ein Präsident ergreift die Macht,

Protest des Volkes voller Wut,

von seiner Garde gut bewacht.

braucht dieser Führer nicht viel Mut:.

 

„Die Leute dort, die so  laut schrein,

Verräter  sind es, sperrt sie ein,

Und wer für diese Zeitung schreibt,

sorgt, dass er im Gefängnis bleibt.“

.

Zu schnell gerät man in Verdacht,

die Straße wird nun streng bewacht,

durchsucht wird schnell ein jedes Haus.

Man holt die Dissidenten  raus.

 

Özan, ein junger Rechtsanwalt,

als Gegner des Regimes bekannt,

der heimlich seine Fäuste ballt,

dass es von allen Wänden schallt,

hält leere Blätter in der Hand.

 

„Hast du nicht ein Papier verteilt?

Aufruf zum Hochverrat! Gib’s zu!“

„Hab‘ nichts dergleichen angepeilt,

nur diese Blätter ausgeteilt.

Nun lasst mich doch in Ruh!“

 

Die Polizisten zogen ab.

Özan, der seine Blätter küsste,

denkt: „Das war wieder äußerst knapp.

Wenn einer von der Garde wüsste,

 

dass jedermann in dieser Stadt

weiß, was auf Özans leerem Blatt

in Wahrheit stehen müsste.“

Frühling 2016

 

Die Luft so lau,

der Himmel blau,

ein Schmetterling.

Nun, Amsel, sing

in deinem schönsten Liede,

als wär der Friede

eingekehrt

in unsre Welt,

 die unbelehrt,

die Frage stellt:

 

Wie viele werden’s diesmal sein,

die vorm Ertrinken „Help me!!“ schrein,

die ihre Häuser fallen sehen,

die fliehen und verloren gehen,

und vor bewachten Zäunen stehen,

nicht wissen, was nun werden soll,

das Boot sei doch nun längst schon voll.

 

Sie hoffen nun beim Zwangsverweilen,

dass Menschen ihren Wohlstand teilen.

 

Grenzöffnungl

 

Mit eignen Augen hab‘ ich heute

die Fremden in der Stadt geseh‘n.

Sie war’n wie Deutsche, diese Leute.

Doch irgendetwas ist gescheh’n.

 

Ein Trabbi-Schwarm verstopft die Stadt

und qualmt die Parketagen voll,

wie man’s noch nie gerochen hat.

Ich weiß nicht, was das soll.

 

Und in den Straßen Menschenmassen,

die Hosen, Röcke, Jacken blau.

Und jedem scheinen Jeans zu passen,

dem Mann, dem Kind, der Frau.

 

Sie stehen Schlange vor den Banken,

als wartet dort auf sie das Glück,

als wollten sie vom Wohlstand tanken,

für Hundert Mark, ein kleines Stück.

 

Von Stand zu Stand seh‘ ich sie laufen

um dort die Preise zu vergleichen,

Bananen schließlich einzukaufen,

mit Lust und Laune ohne gleichen.

 

„Die hab‘n die Mauer aufgemacht!

Wir dürfen endlich reisen!“

„Und kaufen was Euch Freude macht

zu überhöhten Preisen?“

  

Was war das damals eine Freude!

Die Autos haben mit gelacht,

„Was seid Ihr doch für nette Leute!“

Die Liebe ist dann abgeflacht.

 

„Wir sind ein Volk! Wir sind vereint!“

So klang es damals kreuz und quer.

Wir haben tapfer mitgeweint,

zu Herzen ging es uns schon sehr.

 

Das ist gut zwanzig Jahre her,

und man erinnert sich:

„War euer Leben damals schwer?

Und heute besser?“ - „Frag nicht mich!“

Gedenkminute – 11.September 2001

 

Wenn du dich sehr beeilst,

kannst du bis hundert zählen

bei dem Gedenkminuten-Denken.

Wenn du ein wenig mehr verweilst,

fängst du von selber an zu wählen:

„Wem will ich meine Andacht schenken?“

 

Den vielen Opfern, namenlos?

Dem Schicksal, das mich rührte?

Dem Toten oder jenem, der ihn liebte?

Dem gnadenlosen Zufall bloß,

der einen ins Verderben führte,

den andern leicht ins Leben siebte?

 

Warum nicht diesmal ich?

Was haben sie voraus?

Um welches Leben wurden sie betrogen?

Wann trifft das große Unglück mich?

Wer wählt die Opfer dafür aus?

Wird irgendwo ein Los gezogen?

 

Sind wir nun alle „Amerikaner“?

Und lasen  wir jemals die Namen

der „Hutus“, „Tutsis“, „Kambodschaner“

der „Kurden“,  „Serben“ und „Albaner“ –

als Freunde  jener Völkerscharen,

die Opfer waren?

 

Wer zündet das Verbrechen,

das irgendwer begeht?

Wiegt schwer  der Opfer große Zahl?

Wird es gerecht, wenn wir sie rächen

und daraus Unrecht neu entsteht?

Hat Mensch bei so etwas die Wahl?

 

Was denkt bei sich der Täter,

wenn er sein Leben gibt?

Für welchen Lohn hat er sich selbst verpfändet?

Die böse Tat hat viele Väter.

Von welchem Volk wird er geliebt,

wenn durch ihn andrer Liebe endet?

 

Wer kann dem Täter aus der Hand

das Instrument entwinden,

wo er doch selbst zur Bombe wird?

Wie können Menschen Unrecht mindern,

so ehrlich, dass in keinem Land

nicht wieder wer das Feuer schürt?

 

DIe Fragen weniger Minuten,

with answers  blowing in the wind.

Und  zeigst du Fremden deine Tränen,

denkst du an Fremde, die verbluten,

an Väter, Mütter oder Kind.

Und es gibt Menschen die sich schämen,

weil sie´s nicht selbst

und es nicht ihre Liebsten sind.

 

Die Partei und ihr Kongress

 

Es war in einem fernen Land,

wo ein „Allmächtiger“ regierte

und die Geschichte so passierte.

Bald war sie in der Welt bekannt,

weil jederman sie kolportierte.

 

Die Delegierten hören zu.

Ihr Führer spricht von seinen Taten

für „unsern Rang“ im Kreis der Staaten.

Nach zwei, drei Stunden gibt er Ruh,

doch scheint er noch was zu erwarten.

 

Die Delegierten stehen auf

und klatschen Beifall in die Hände.

Gesichter, jedoch, sprechen Bände.

Es ist der übliche Verlauf,

noch nimmt das Klatschen gar kein Ende.

 

Ist da kein Mann, der es hier wagt,

und sich als erster wieder setzt?

Nicht nur fein still das Messer wetzt,

sich traut und sagt und klagt,

dass er die „Taten“ nicht mehr schätzt?

 

Erwählt sind sie von Führers Gnaden,

willfährig und verlässlich,

in Sachen Menschenrecht vergesslich,

in Jahren nie zu ihrem Schaden.

Doch Willkür macht sie hässlich.

 

Delegiert zu sein ist vorteilhaft.

Man kommt zu Ämtern, Macht und Geld.

Und was an dem System missfällt…

geheiligt sei die „Bruderschaft“.

Es bleibt „dahingestellt“.

 

Sie klatschen heute endlos weiter,

doch sind mit dem Regime am Ende.

Man hofft, dass es ein Ende fände.

Sie schelten weder Ross noch Reiter,

erhoffen Wunder und die Wende.

 

Kein „Nieder mit dem großen Bruder!“

Kein Schrei nach Revolution.

Der Führer sieht die Situation,

verlässt Kongress und auch das Ruder.

Man spendet Beifall wie als Lohn.

  

Doch die Geschichte ist nicht wahr!

Der „Führer“ führt sein Land wie je.

Macht zu verlieren tut so weh.

Er klebt am Amt und offenbar

hilft da nur eine Zauberfee. 

 

 

Die Kurse steigen

 

Die Kurse steigen

um sechs Prozent.

Die Fernseher zeigen,

dass Bagdad brennt.

 

Der Himmel so rot

über der Stadt.

Auf der Straße der Tod,

der Namen hat.

 

Und tiefe Trichter,

wo Häuser standen

und Angstgesichter,

wenn Bomben landen.

 

Und Hospitäler,

die überquellen,

Computerfehler,

die Fallen stellen.

 

Und Seelenschäden

und Todesqual

und  schamloses Reden

von „kollateral“.

  

Ukraine 2022

  „Gefallen auf dem Feld der Ehre“,

„für Führer, Gott und Vaterland“ –

Es sei dem Feinde eine Lehre,

so tapfer treu! Doch bei Verstand?

 

Für wen zahlt dieser Mut sich aus?

Wer zahlt dafür mit seinem Leben,

zerstörtes Lieben, Land und Haus.

Wär`s klüger, sich gleich zu ergeben?

 

Ein Mann will kämpfen, um zu siegen-

ist er zu diesem Zweck gemacht? 

Wenn Feinde dann im Blute liegen -

wie lebt es sich mit dieser Fracht?

 

,,Wenn Krieg droht wär‘ es Zeit für Frauen,

dem Mann die Waffen auszureden,

beharrlich auf Vernunft zu bauen.

Verhandeln, ja, die Welt bewegen.

 

Verzichten auf das Schuldigsprechen,

nicht lügen gegen jeden Wind.

Und bei Verdacht sich nicht gleich rächen,

weil „schuldig“, klar, die andren sind.

 

Was bleibt vom heldenhaften Kämpfen?

Ruinen, Tote, Hass und Trauer.

Mit sanfter Hand den Hochmut dämpfen

wär‘ klug und leise und auch schlauer.

 

Doch wohlgesetzte, gute Regeln,

sie scheitern an den Gegenspielern,

die mit ganz andren Winden segeln,

vergnügen sich an andren Liedern.

 

Was übrig bleibt, sind die Ruinen,

kaputte Häuser, Leichen, Kranke.

Wer wird am Schaden noch verdienen?

 Und denkt: „Hat sich gelohnt und Danke!“

 

„Gefallen auf dem Feld der Ehre…“

die alte, dumme Lügerei.

Kommt endlich Wahrheit in die Quere?

Ist denn kein bisschen Scham dabei?