Von drauß' vom Walde komm ich her...
Von drauß vom Walde komm ich her,
ich muss euch sagen, ich mag nicht mehr!
Am Waldrand seh’ ich auf Tannenspitzen
allüberall silbrige CDs blitzen.
Die Luft an der Straße voll Abgasgestank,
ich muss jetzt husten und werde krank.
„Wo bleibst du denn?“,so fragst du mich.
Bezahlen kann ich den Schlitten nicht,
liebes Christkind! All die Weihnachtsgaben
sind nur noch für viele Euros zu haben.
So komm’ ich zu Fuß, denn wegen der Steuer
wird eine Schlittenfahrt viel zu teuer.
`Nen Arbeitslosen treff ich im Wald,
einst “treuer Knecht“, jetzt schon zu alt.
Er ist dabei, ein Bäumchen zu klau´n.
Ich habe ihn nicht mit der Rute verhau’n.
Ich mache den Sack auf und halte ihn hin,
hineinzugreifen kommt ihm nicht in den Sinn.
Ich sage:“Äpfel, Nüsse und Mandelkern –
das mögen Arbeitslose doch gern.“
„Solch Gaben“, spricht er, „sind für die Katz,
denn das, was ich brauch’ ist ein Arbeitsplatz.
Mein Chef hat mich zu entlassen beschlossen.
Nun geh mit der Rute zu Bankern und Bossen.
Ich will von der Arbeit nicht länger ruh’n.
Will endlich das, was ich kann, auch tun.
Das Strolchen hier durch den finstern Tann,
ist nicht das beste von dem, was ich kann.
Einen Job zu erjagen, wird mir zu schwer.
Es weihnachtet bei mir schon lange nicht mehr.
'nen Bettler treff’ ich auf dem Wege,
dem geb’ ich was für die Körperpflege.
Ob denn in meinem Säckleinhier
auch Rotwein wäre oder Bier,
so fragt er mich, doch Alkohol,
den habe ich nicht. Nun friert er wohl.
Doch während ich das überleg,
läuft mir ein Bote über´n Weg,
Der will von meinen Weihnachtsgaben
so wenig wie die andern haben.
„Ich kriege“,so spricht er, „sechs Euro die Stunde
und gehe dabei echt vor die Hunde.“
„Einen Lohn, der meine Familie ernährt,
damit sie nicht staatliche Hilfe begehrt,
das wäre es doch, lieber Weihnachtsmann!
Nun denke im nächsten Jahr daran!
Vielleicht ist bis dann auch für Leiharbeit
eine fröhliche, kohle-bringende Zeit.“
Am Dorfrand steht ein Fremdenheim.
Drin höre ich, unfromm, die Kinderlein schrei’n.
Sind’s gute Kind, sind’s böse Kind?
Sie streiten so, wie Kinder sind.
Ich bin entsetzt, kann es nicht fassen,
drum habe ich dort meinen Sack gelassen.
Ich will ihnen doch ´ne Freude machen
mit all den netten Spielzeugsachen.
Der Streit wird lauter. Das gibt mir den Rest.
Ich wünsch’ euch noch ein frohes Fest.
Und eines lernte ich daraus:
Im nächsten Jahr bleib ich zu Haus.
Da schau nur aus dem Himmelstor
mit großen Augen du Christkind hervor.
Die Beine heben und mich sputen,
und Gaben verteilen nur an die Guten –
es macht für mich nicht länger Sinn.
Ich spute mich nicht mehr. Ich schmeiße hin.
So nehmt meinen Mantel und auch meinen Bart.
Dann habt ihr ´nen Job, doch ist der hart.
Denn was die Menschen in diesen Landen
zum Weihnachtsfest bei mir nicht fanden,
ist Arbeit, Freude und Lebenssinn.
Geschenke im Säcklein? –Lasst sie drin!
Gibt es einen Weihnachtsmann?
„Ich bin schon acht und heiß‘ Susan
und habe eine Frage:
Es gibt doch wohl den Weihnachtsmann?
Wie ist denn da die Lage?
Die Freundin sagt: ‚Es gibt ihn nicht.‘
Papa sagt: ‚Frag die Zeitung.‘
Nun , lieber Zeitungsmann, bring Licht,
doch ohne lange Leitung .“
Der Brief kam an, und zwar bei mir.
Ich war der Aushilfsredakteur.
Mein Chef sagt: ‚Ich vertraue dir.
Das Kind verdient Gehör.‘
Ich habe eine lange Nacht
mich schlaflos hin und her gewälzt
und meine Antwort überdacht.
Was du wohl davon hältst?
Ich schrieb: „Die Freundin hat nicht recht.
Es gibt den Weihnachtsmann.
Und eigentlich wär‘ es auch schlecht,
wenn man ihn sehen kann.
Denn wäre er für alle sichtbar,
dann würde man ihn jagen.
Dann wär‘ er fangbar und vernichtbar.
Dann ging’s ihm an den Kragen.
So aber kann ihm keiner.
Man muss halt an ihn glauben.
Doch wird er dadurch kleiner?
Kann man uns Glauben rauben?
So viele Wunder in der Welt,
die wir erfahren, doch nicht sehen.
So vieles, was uns sehr gefällt,
geschieht, auch wenn wir’s nicht verstehen.
Als gäb‘ es Schleier, die verhüllen,
was wir, wenn’s fehlt vermissen,
den Reichtum, mit dem wir uns füllen,
auch wenn wir gar nichts wissen
von Hoffnung, Glaube, Poesie,
Barmherzigkeit und Treue.
Sie schwinden manchmal, aber sie
entstehen dann auf’s Neue
wo in der Not man Hilfe schafft,
man mitfühlt und verzeiht.
Von dort her kriegen Menschen Kraft,
und tragen and’rer Menschen Leid.
Der Weihnachtsmann, er steht dafür,
denn das, was seine Schritte lenkt
und führt ihn auch zu unsrer Tür,
ist Liebe, die uns Liebe schenkt.
Er ist beständig und er hält,
was er versprechen kann.
Nichts auf der großen weiten Welt
ist wahrer als der Weihnachtsmann.
Alle Jahre wieder....
Ach, schon längst ist es soweit,
Markt und Straßen quellen über,
wieder mal ist Weihnachtszeit,
wär´ sie still, wär´ sie mir lieber.
Wenn der Duft von Pfefferkuchen
dir in deine Nase sticht
und beim Weihnachtsmarkt-Besuchen
du dich sehnst nach Sonnenlicht,
fliegst du weg von Niklaus-Socken
und dem Weihnachtsmann weißbärtig.
Christkindlein mir goldnen Locken
singt und klingt dich fix und fertig.
Dorthin, wo kein Salz und Split
dir das teure Blech verhagelt,
niemand für ´nen Renntier-Ritt
rotgewandet sich auftakelt.
Willst kein Jingle-Bell-Getöse,
keine Flocken weiß im Wind,
nicht die Rute für das böse,
Gabentisch für´s gute Kind.
Dort, wo nicht der graue Schnee matscht,
Autoscheiben nicht vereisen,
darf das Meer, das an den Strand klatscht,
„mediterraneo“ heißen,
dort blüh´n Rosen in den Gärten,
und die Blätter sind noch grün,
und die Vögel sind Gefährten,
die von hier nach Süden zieh´n.
Und wie Frühlingswinde weht
es um deinen Pinienbaum,
der vor deinem Hause steht,
und der nadelt kaum.
Manchmal siehst du nachts im Mondschein
Schaum wie Schnee auf Wellenspitzen,
willst vom Weihnachtskitsch verschont sein
und siehst „goldene Lichter blitzen“.
Und die Winterwellen bringen
an den Kieselstrand
einen Klang wie Glockenklingen:
Weihnacht über jedem Land.
Liebe Kinder,
was in diesem Brief ich schreibe ,
weil ich’s Euch nicht sagen mag,
ist, dass ich die Weihnachtsfreude
ab sofort nicht mehr ertrag.
Bitte kriegt vor allen Dingen
wegen sowas keinen Schreck.
Könnt doch mal das Fest verbringen
ohne mich, ich fahre weg.
Ich will ganz und gar für mich
Weihnachten woanders sein,
euer Vater will das nicht,
also fahre ich allein.
Habt ja nun seit vielen Jahren
unsre Feste fest im Sinn,
Rituale, wie sie waren,
kriegt Ihr schon alleine hin.
Denn Ihr seid drei kluge Frauen,
habt mich oft und gern beraten,
könnt Euch jetzt mal selber trauen:
Festmenü mit Gänsebraten.
Konnte leider nichts besorgen.
Was Ihr braucht, kann ich Euch sagen:
Zwölf Personen seid Ihr morgen,
und danach an noch drei Tagen.
Ich mit meinem kleinen Wagen
hätte mehrmals fahren müssen.
Werdet Ihr Euch damit plagen?
Wie man’s macht viel besser wissen?
Ihr seid aufmerksame Christen,
helft einander bei dem Schleppen
von den sechs Getränkekisten
über unsere drei Treppen.
Doch vielleicht geht Ihr auch essen,
braucht dann nicht Geschirr zu spülen,
wisst jedoch, dass währenddessen
Kinder ihre Freiheit fühlen.
Sicher wird es Streit dann geben,
doch ich bin nicht da zu schlichten.
Vater sitzt ja nun daneben,
er wird’s sicher gerne richten.
Doch er hält sich lieber raus,
seine Nerven sind empfindlich,
Kinderstreit ist krumm und kraus,
und vor allem viel zu kindlich.
Ja, ich weiß, die Kinder lieben
mein Geschirr. Es ist das Beste.
Hab die Preise drauf geschrieben.
Schwund gibt es bei jedem Feste
Sowas kann ja mal passieren.
Legt das Geld dann in den Schrank,
muss die Reise finanzieren,
kann’s mir leisten, Gottseidank.
Aber, dass ich es erwähne,
hoffe, dass ich Euch nicht kränke,
wenn ich dafür das Geld nehme,
das gedacht war für Geschenke.
Was Ihr mir habt zugedacht,
Gutscheingeld, wie ich’s gewohnt bin,
was mir durchaus Freude macht,
nehmt’s Euch wieder hin.
Für Coupons, die Ihr besorgt habt,
kauft Euch also selber was.
Falls Ihr dafür Geld geborgt habt,
kommt mein Wegfahr’n doch zupass.
Hab Euch recht und schlecht erzogen,
jeder hat so seine Macken,
bleibt mir trotzdem noch gewogen,
müsst es ohne mich nun packen.
Eure Mutter
Morgen, Kinder,...
Morgen, Kinder,wird´s nichts geben,
Weihnachtsgeld ist jetzt gestrichen.
Nur die hoch und höher streben
lässt man üppig weiter leben,
kriegen alles ausgeglichen..
Und dein Rentenanspruch schwindet,
fällt von nun an mager aus.
Auch dein Hausarzt überwindet
sein Erbarmen und verkündet,
du fliegst aus der Praxis raus.
Kannst du nicht mehr richtig pusten,
brauchst du nicht zum Doktor eilen..
Hast du Husten,
ach, dann tust´n
dir alleine heilen.
Für so manchen wird es bitter,
richtet euch schon darauf ein!
Statt zu zagen und zu zittern:
Tod dem Firlefanz und Flitter
und dem ganzen schönen Schein!
Abends Lachs- und Käseplatten –
nein, die brauchen wir doch nicht!
Noch gehör´n wir zu den Satten!
Die noch mehr und alles hatten
sind nun wieder unter sich.
Keine Reise nach Sardinien
oder in die Mongolei,
Duft von Kiefern statt von Pinien,
und statt Snacks in Maledivien
gibt es Leipziger Allerlei.
Wen der Wohlstandsstaat versaut hat,
muss sich endlich umgewöhnen.
Wer sein Häuschen schwarz gebaut hat,
und die Steuern sich geklaut hat-
muss der dafür löhnen?
Neues Auto? Schon vergessen!
Neue Möbel? Schon gestorben!
Halte fest, was du besessen,
sorge für dein täglich Essen
und für heute, statt für morgen.
Morgen kommt ein Weihnachtsmann,
oder doch im nächsten Jahr,
und der schafft dann alles ran,
Job und Knete, irgendwann,
so wie´s früher einmal war.
Wird es morgen Kinder geben,
die sich auf das Christkind freu´n?
Nicht nur der Geschenke wegen?
Wird ein Jubel und ein Leben
auch in eurem Hause sein?
Wo wohnt das Christkind
„Wo wohnt das Christkind? Sag es mir!“,
so wurde ich gefragt.
„Ich glaub‘ es wohnt in dir und mir,
in all den Menschen dort und hier,
so hat man mir gesagt.“
„Kann man es sehen?“, fragst du mich.
„Ich weiß es nicht so recht.
Ach, manchmal ja und manchmal nicht,
denn manches Mal versteckt es sich,
manchmal geht es ihm schlecht.
Doch folgt es dir bei jedem Schritt
in deinem Lebenslauf.
Wenn es dann in Erscheinung tritt,
bei dir, nimmt es auch andre mit,
und eure Augen leuchten auf.
Und dann ist dir der Himmel nah
mit seinem stillen Glanz,
und du siehst jene Engelschar,
sie gibt es und ist für dich da
und du bist „Christkind“ ganz.
Ein alter Weihnachtsbaum
Abgeerntet, welk und trocken
seh´ ich ihn im Schneematsch liegen,
Watte- und Lamettaflocken,
zwei vergess´ne Weihnachtsglocken
zeugen noch vom Festvergnügen.
Wofür hat er sterben müssen
in der Jugend seines Lebens?
Abgehackt, herausgerissen,
aufgeputzt und weggeschmissen -
die Bemühung scheint vergebens:
War er Hoffnung in der Nacht?
Licht in all der Finsternis?
Hat er Freude uns gebracht,
weihnachtsfriedlich uns gemacht?
War er auch ein Ärgernis?
Was vom Weihnachtsfest mir bleibt,
ist es nur ein Fichtenstrunk?
Hab´ ich Sehnsucht einverleibt?
Weiß ich, was die Menschen treibt
zu der Erinnerung?
Haben wir die frohe Kunde
wohl gehört und recht verstanden?
Sind wir mit dem Kind im Bunde,
hier und heut zu jeder Stunde
und in allen Landen?
Weihnachtswunder
Was dort in Bethlehem geschah
und wie ein großes Wunder war,
das griff so manchen Menschen an,
und der veränderte sich dann.
Die Weisen aus den Morgenlanden,
die Jesus in der Krippe fanden,
sie reisten nach der alten Sage
zwölf Nächte und zwölf Tage.
Nicht nur an diesen heilgen Tagen
kannst du dich zu bewegen wagen.
Schau, was in jeder Reisenacht
ein Mensch hat da aus sich gemacht:
Ein Mensch, der nur auf Zweifel baut
und plötzlich mir und dir vertraut;
der zaghaft ist, nicht mal probiert
und sich entschließt und mutig wird;
der furchtsam-feige sich blamiert
und sich nun selber couragiert;
ein Mensch mit seinem blinden Fleck,
der in sich rein schaut und nicht weg;
der jede Träne sich verbiss,
nun Trost sucht für sein Kümmernis;
der, dessen Wut sich schnell erhebt
und nun ganz sanfte Töne pflegt;
ein Mensch,der gleichviel gibt und nimmt,
nun nicht mehr prüft, ob das so stimmt;
der Minuspunkte gern verbucht
und nicht mehr bei den andren sucht;
der seinen Feind mit Hass verfolgt,
und der ihm nun auch Achtung zollt;
ein Mensch, den alles kann verdrießen,
und der nun anfängt zu genießen;
der miesmacht und an allem sägt,
und nun auch lobt, was sich da regt;
der traurig durch das Leben geht
und plötzlich lachend vor dir steht.
Es gäbe noch so mancherlei.
Für jeden ist etwas dabei:
Verändern, was sich ändern lässt,
wär´ ein Geschenk zum Weihnachtsfest.