Weihnachtsgaben
Die Gaben aus den Morgenlanden –
ob sie beim Kind Gefallen fanden?
Ich habe heimlich zugehört,
womit sich dieses Kind beschert:
Wenn ihr zu mir die Schritte lenkt,
will ich was anderes geschenkt.
Bringt Angst vor Krankheit, Zweifel, Streit,
bringt euer ganzes Kinderleid.
Bringt euren Neid, bringt Gier und Wut,
sogar die Hände noch voll Blut,
bringt euch so eitel wie ihr seid,
voll Stolz auf euer reiches Kleid,
bringt eure Armut, eure Not,
die Sorge um das täglich Brot.
Bringt eure Unerbittlichkeit,
Eifersucht, Unsittlichkeit,
Gedanken, feige und begehrlich,
die großen Worte, so unehrlich,
mit denen ihr gelogen habt,
mit denen ihr betrogen habt,
bereit, zu spotten und verhöhnen,
statt euch mit Menschen zu versöhnen.
Legt alles dies zu meinen Füßen!
Ich will von all dem Bösen
euch erlösen!
Und werde für euch büßen.
Und schließlich bringt mir doch noch dies:
Die Sehnsucht nach dem Paradies.
Kommt alle her, wer kommen kann!
Ich nehme solche Gaben an.
Wieder mal...
Wieder mal ist es soweit,
wieder mal ist Weihnachtszeit,
Friedenssehnsucht macht sich breit.
Zeit zum Lieben, doch es zeigt sich,
Liebesgaben gibt es eichlich,
doch die Kaufkraft dafür reicht nicht,
so dass bald der Groschen fällt:
In der lauten bunten Welt
kostet Liebe liebes Geld.
Wieder mal ist da ein Haufen
Süßigkeiten einzukaufen
und das Zeug zum Sich-Besaufen.
Es gibt Leute, die sich borgen
Geld für Kram, den sie schon morgen,
weil er gar nichts taugt, entsorgen.
Nur den Kaufhaus-Herren nützen
Dinge, die wir kurz besitzen,
doch uns nicht vorm Gähnen schützen.
Wieder meine ich, wir müssten
all den irren Kaufgelüsten
auf den langen Einkaufslisten
endlich radikal entsagen,
schlagen uns doch auf den Magen,
nicht nur in den Weihnachtstagen.
Und doch kaufen Frau und Mann
was zu schenken, auch noch dann,
wenn man sich´s nicht leisten kann.
Wieder ist dann still die Nacht,
Familiensinn wird groß gemacht,
feiern bis es heftig kracht.
Schöne Zeit für Philosophen,
keine für die Katastrophen
und das Elend.- Hinterm Ofen,
warm geborgen, kann nicht glücken,
nach dem Elend in der Welt zu blicken,
und sich selbst dorthin zu schicken.
Wieder mal ist es soweit,
wieder mal hat´s nicht geschneit,
wieder mal tut es uns leid.
Wieder mal hat´s Streit gegeben
wie ein mittelschweres Beben,
so als ginge es im Leben,
darum, was uns nicht gefällt:
Viel zu wenig Haushaltsgeld
und dass kein Versprechen hält.
Wieder einmal sieht sie rot,
wiedermal hat er gedroht,
er verlässt das Eheboot.
Wieder einmal fließen Tränen,
wird dem Jugendtraum, dem schönen,
und dem unerfüllten Sehnen
heftig hinterher geweint,
wird sich wieder angeleint,
und sich in der Nacht vereint.
Wieder mal erstrahlen Kerzen,
wieder rühren sie die Herzen,
– Kinderfreuden, Kinderschmerzen –
singen wir so brav und bieder
wie in alten Zeiten wieder
Anfangszeilen frommer Lieder.
All die weihnachtlichen Sachen,
die den „Odu...“ fröhlich machen,
lassen auch Klein-„Owie...“ lachen.
Wieder hört man die Geschichte
von dem neuen Sternenlichte.
Kinder sprechen die Gedichte
von der Krippe und dem Kind,
dass wir in der Liebe sind
wie in Sonne, Regen, Wind.
In der ganzen Christenheit
ist es wieder mal soweit,
wieder mal ist Weihnachtszeit.
Der vierte König
Es brach ein vierter König auf.
Er hatte Zeichen auch gesehn,
berechnete der Sterne Lauf,
nahm den Verlust von Gold in Kauf,
beschloss nach Bethlehem zu gehn.
Er ließ sich unterwegs behindern:
Da war am Weg ein kranker Mann.
Dem konnte er die Schmerzen lindern.
So kam er dort verspätet an.
Und als er Stall und Krippe fand,
da war das Jesus-Kind schon fort,
geflohn ins Pharaonen-Land,
entkam dem tausendfachen Mord.
Er folgte ihm nun dorthin nach.
Da war ein Unfall auf dem Wege:
Ein Mann, der sich die Beine brach,
bedurfte eines Menschen Pflege.
Und so geschah es viele Jahre:
Er kam Ihm nah, nie nah genug,
fand des Gelähmten leere Bahre,
die er zu seinem Hause trug.
Er fand am See, dort hungrig hausend,
die Frau´n, die Kinder und die Gräten
von jener Speisung der Fünftausend.
Klar musste er sich dort verspäten.
Dem Herrn vergeblich nachzulaufen,
das ging ihm ganz schön auf den Keks,
ließ sich wie Er im Jordan taufen.
Der Herr war da schon unterwegs.
Der Einzug in des Königs Stadt,
als Er auf einem Esel ritt,
Hosianna man gerufen hat –
er kriegte davon auch nichts mit.
Denn statt zu rasten und zu ruhn
bei soviel Elend, Angst und Not,
gab es für ihn soviel zu tun,
und er verpasst den Kreuzestod.
Als er auf jenem Hügel stand,
war da nur noch die Dornenkrone,
was er von dem Messias fand.
Er sprach zu seines Gottes Sohne:
„Ich suchte Dich, mein Leben lang,
doch habe ich Dich nie berührt,
war nie von Deiner Stimme Klang,
von Deiner warmen Hand geführt.
Und niemals hat mein Auge Dich
von Angesicht gesehn.
Wo bist Du Jesus? Hörst Du mich?
Und siehst Du mich hier stehn?“
Er hörte eine Stimme sagen:
„Du warst die ganze Zeit bei mir!
Und hast mein Elend mitgetragen,
und dafür dank ich Dir.
Denn du hast mir soviel gegeben:
Dein ganzes Gold, um mich zu speisen,
und deine Zeit, um mich zu pflegen.
Ich gab dir vielfach meinen Segen
auf deinen Reisen.“
Mein Weihnachtsmann
Ich seh ihn oft in diesen Tagen
mit „ho ho ho“ und schwerem Schritt,
mit weißem Bart und Pelz am Kragen
und rotem Mantel – Weihnachtsfarben.-
Und einen großen Sack voll Gaben
und eine Rute führt er mit.
Sah gestern im Vorübergehn
vorm Haus den Vogel klein und keck
an meinem Futterhäuschen stehn.
Er ließ sein Brustgefieder sehn:
Rot-weiß! Und flog dann weg.
Ich habe mich, weiß nicht warum,
sehr über den Besuch gefreut.
Zwar blieb der kleine Vogel stumm
und drehte sich nach mir nicht um,
doch meine Seele wurde weit.
Er ist ein Wunder, rund und bunt,
von dem ich viel zu wenig weiß.
Er lebt vom Schnabel in den Schlund
und bleibt, so wie es scheint, gesund,
trotz Frost und Schnee und Eis.
Ich wünsche mir den „Weihnachtsmann“
von dieser luftig leichten Art.
Die Farben sind schon an ihm dran.
Doch schleppt er niemals irgendwann
großmächtige Geschenke an,
(eventuell mit Haken dran),
ist wachsam, flink und zart
und ist bei jedem Wetter
ein richtig Netter.
Licht
Soviel Licht an diesen Tagen
leuchtet in der dunklen Nacht –
gar kein Grund sich zu beklagen,
jeder Winkel hell gemacht.
Soviel Klänge, Reden, Lieder,
kein Raum für Gedankenstille,
Straßen, Plätze hallen wider:
der Geräusche große Fülle.
Hör ich in dem lauten Lärmen
eine Stimme, die da spricht?
Seh ich in den Lichterschwärmen
noch das eine Licht?
All die vielen, vielen Worte,
all das viele, viele Licht
bringt mir an der Himmelspforte
die Erleuchtung nicht.
Zwölf Weihnachtswunder
Was dort in Bethlehem geschah
und wie ein großes Wunder war,
das rührte manchen Menschen an,
und der veränderte sich dann.
Die Weisen aus den Morgenlanden,
die Jesus in der Krippe fanden,
sie reisten nach der alten Sage
zwölf Nächte und zwölf Tage.
Nicht nur an diesen heil´gen Tagen
kannst du dich zu bewegen wagen.
Schau, was in jeder Reisenacht
ein Mensch hat da aus sich gemacht:
Ein Mensch, der nur auf Zweifel baut
nun plötzlich mir und dir vertraut;
der zaghaft ist, nicht mal probiert
sich jetzt entschließt und mutig wird;
der furchtsam-feige sich blamiert
von nun an selbst sich couragiert;
ein Mensch mit seinem blinden Fleck,
der in sich rein schaut und nicht weg;
der jede Träne sich verbiss,
nun Trost sucht für sein Kümmernis;
der dessen Wut sich schnell erhebt
und nun ganz sanfte Töne pflegt;
ein Mensch, der gleichviel gibt und nimmt,
der nicht mehr prüft, ob das so stimmt,
der Minuspunkte gern verbucht
und nicht mehr bei den andren sucht;
der seinen Feind mit Hass verfolgt,
ihm ab sofort auch Achtung zollt;
ein Mensch, den alles kann verdrießen,
und der nun anfängt zu genießen;
der miesmacht und an allem sägt,
und nun auch lobt, was sich da regt;
der traurig durch das Leben geht
und plötzlich lachend vor dir steht.
Solch Wunder gibt es vielerlei,.
viel mehr als diese viermal drei.
Verändern, was sich ändern lässt,
wär´ ein Geschenk zum Weihnachtsfest.
Das Eselein spricht...
Es war in einer kalten Nacht,
es fing grad an zu schnei’n,
da wurd’ von Menschenhand ganz sacht
die Tür vom Stalle aufgemacht.
Ein Menschenpaar trat ein.
Ich fragte mich: „Was woll’n die hier?
Hier ist doch kaum noch Raum!“
Und wütend schnaubend neben mir
sah ich das Öchslein nah der Tür
schon angriffslustig kau’n.
Die Frau mit ihrer weichen Hand
griff zwischen meine Ohren
Sie hat dabei sofort erkannt.
dass sie dort meine Stelle fand,
und mich zum Freund erkoren.
Der Mann ging zu dem Öchslein hin
und klopfte ihm den Hals.
Das änderte des Öchsleins Sinn,
er war wie ich gleich weg und hin.
Er muhte jedenfalls.
Ich glaub’, die beiden waren froh,
dass wir so friedlich waren,
und setzten sich dann irgendwo
in unserm Stall ins warme Stroh,
wo sie ein Kind gebaren.
Was noch in jener Nacht geschah,
will ich hier nicht erzählen.
Ihr wisst schon, wie das alles war,
ein jeder weiß das offenbar,
doch will ich etwas nicht verhehlen:
Der Stern, der Chor, die Engelschar,
das himmlische Gefühl –
für einen alten Esel war
das alles viel zu viel.
Nur eines noch, bevor ich schließe:
Die Nacht, sie sei geheiligt.
Sie war voll nie geahnter Süße. –
Und ich war dran beteiligt.
Der Stall gibt Auskunft
Die Tür zu meinem schlichten Wohn-
Gemach war offen in der Nacht.
Der Ochs, der Esel hatten schon
ihr Bett im Stroh gemacht.
Es riecht nach Mist, die Luft ist dick,
doch niemand muss hier frieren,
mein Mobiliar, nicht grade schick –
man darf improvisieren.
Die Frau war schwanger und verfroren,
der Mann fand irgendwo die Krippe.
Und nachts ward hier ihr Kind geboren,
und Glanz kam in die Hütte.
Ein Glanz so überirdisch schön:
Die junge Mutter und ihr Glück.
Ich hatte’s so noch nie gesehn,
Es war vom Himmelreich ein Stück.
Und Ochs und Esel trugen bei
zu jenem Engel-Lobgesang:
Der Esel mit I-A – Geschrei,
der Ochs mit Muh-hu und Gestank.
Doch als das Kind dann endlich schlief,
da schnaubten sie nur noch ganz leise.
Gerührt war’n sie und schnief-schnief-schnief,
auf völlig artgerechte Weise.
Der Stern
Auf allen deinen Wegen
da leuchte dir voraus ein Licht.
Folg du ihm ohne Überlegen,
und es verlässt dich nicht.
Es ist das „Licht der Welt“.
Ihm nachzufolgen bringt Gewinn.
Wer sich ihm zugesellt,
der findet Lebenssinn.
Und du wirst selbst ein Stern sein.
Hell wird in dir ein Lied erklingen.
Und wer es hört, stimmt gern ein,
es auch mit dir zu singen.
Advent
Die stille Zeit zum Jahresende
mit Fragen trüber Nebeltage,
die ich in meinem Innern wende –
wenn ich so jemals Ruhe fände,
dann legte ich sie auf die Waage.
Ich mag den Kerzenlichterschein,
der frischen Schnee zum Funkeln bringt.
Ich bin dann gern mit mir allein
bei Nussgebäck und rotem Wein,
wenn eine Frauenstimme singt.
Und summe mit die alten Lieder –
mein Kinderglück, mein Kinderleid.
Es baut mich auf. Es zieht mich nieder
und kehrt doch alle Jahre wieder,
in dieser nachdenklichen Zeit.
Kann ich vertrau´n, vertraut man mir?
Vergibt mir jemand meine Schuld?
Kann ich denn wirklich was dafür?
Ist Zweifel meine Hintertür?
Wer hat mit mir Geduld?
Und wäre ich auch ganz allein,
weil nichts und niemand bliebe,
dann würde trotzdem Hoffnung sein,
und sei sie wie ein Kind so klein,
das leise kommt, mich zu befrei´n
durch seine Liebe.
Und sternenhell wird dann die Nacht
im Glanz von all den Kerzen.
Des Menschenlebens schwere Fracht –
Erlösung wie für mich gemacht
steht nun vor meinem Herzen.
Der Messias
Sie streckt mir ihre Hand entgegen,
die Alte vor der Kirchentür.
Ich scheue mich, ihr Geld zu geben.
Sie murmelt dennoch ihren Segen
zum Dank, und ich weiß nicht wofür.
Das Kirchenschiff, im Dämmerschein,
der Gottesdienst noch nicht zu Ende.
Ich setz mich hin und mach mich klein,
saug´ diese Rituale ein
und falte meine Hände.
Die Musikanten treten vor,
die Instrumente fein zu stimmen,
und schweigend zieht dann ein der Chor,
bereit ist bald ein jedes Ohr:
Die Messe kann beginnen.
Nun lausch´ ich dem Barockgepränge
von Klage- und von Jubeltönen.
Des Chores hymnische Gesänge,
der Geigen Wohl- und Wunderklänge -
ob sie mich mit mir selbst versöhnen?
Ich schaue in die Chorgesichter,
und sehe eine heil´ge Kraft.
Sie zündet in den Augen Lichter:
Ein jeder Mensch ein Künstler, Dichter,
der für die Welt sein Kunstwerk schafft.
Und der die Botschaft froh verkündet,
dass Christus auferstanden ist.
Auf dass ein jeder Frieden findet,
die Sehnsucht in den Glauben mündet,
und der nicht am Versanden ist.
Ich hör´ das Halleluja steigen
in lichte Höhen. Jubilierend
erklingen Flöten und die Geigen,
die wie die Sänger Freude zeigen,
sich selbst verlierend.
Ihr Außer-Sich-Sein rührt mich an,
würd´ gern mit ihnen mich verströmen.
Ich steh´ wie unter einem Bann.
Und meine Seele singt und dann
spür´ ich meine Tränen.
Die Alte draußen vor der Tür –
ich leg´ ihr Münzen in die Hand.
Sie schaut mich diesmal an dafür,
und dafür bin ich dankbar ihr
und dem, was ich heut fand.
Das Öchslein spricht
Ich hatte einen schlechten Tag:
Der Esel hatte keck
schon meine Rübe angenagt,
ob er das darf, mich nicht gefragt
und fraß mein Heu mir weg.
Ich war auf diesen Esel sauer.
Nicht leicht mit ihm zu leben.
Die Menschen halten ihn für schlauer
als mich. So denkt auch unser Bauer -
und ich steh dumm daneben.
So war es auch in dieser Nacht,
die man die Heil’ge nennt.
Es klopfte, er hat aufgemacht,
und hat die beiden angelacht,
wie jemand, den man kennt.
Ein heimatloses Menschenpaar,
und wollten übernachten.
Sie waren müde, das war klar,
und hungrig auch noch – offenbar
der Eindruck, den sie machten.
Ich hielt sie schlicht für Futterdiebe
und hab’ im Stall versteckt
den Rest von meiner Runkelrübe
damit sie meine eigne bliebe
und niemand sie entdeckt.
Doch dieses junge Menschenpaar
war freundlich jedenfalls.
Erst später wurde es mir klar,
wer diese junge Frau denn war
und wer das Kind, das sie gebar.
Und Josepf klopfte meinen Hals.
Da hab ich meine Runkelrübe,
dass sie den schlimmsten Hunger heilt,
selbst wenn von ihr nichts übrig bliebe,
mit meinen Zähnen, voller Liebe,
für alle mundgerecht zerteilt.
Weihnachtlich
Wenn man sich Arm und Beine bricht,
fühlt man sich gar nicht weihnachtlich.
Es wünscht so etwas keiner sich,
dass doppelt man`s und dreifach kriegt.
Für so ’nen armen kleinen Wicht,
ist Mitleid haben meine Pflicht.
Quält dich in deinem Bein die Gicht,
fühlst Du dich auch nicht weihnachtlich.
Vor allem, wenn dann einer spricht:
„Mein lieber Freund, nun weine nicht.
Es tut nur weh aus deiner Sicht,
und Unglück trifft nur scheinbar dich.“
Nun sei doch nicht so weinerlich!
Fühl dich ein bisschen weihnachtlich.
und denke an ein Maigedicht
Dein Weihnachtsmann ist meiner nicht,
Verlaufen hat er beinah sich,
trägt nur ein kleines Licht bei sich
und an den Füßen Bleigewicht.