Neujahrswünsche hab ich viele,
manche heiße, manche kühle,
solche, die ich dreist erzähle,
solche, die ich klug verhehle.
Solche, die nur klein und mein sind,
solche, die so allgemein sind,
dass es jedermann gefällt:
Frieden in der ganzen Welt,
eine Erde ohne Beben,
Freiheit, Gleichheit, gutes Leben,
ohne Hunger, ohne Leid,
ohne Hass und Bitterkeit.
Außer solchen großen Dingen
soll mein Lieblingsplan gelingen,
soll das Jahr mir Freude bringen,
mich zu meinem inn‘ren Wesen
endlich mal erlösen.
Und Musik will ich genießen,
still sein, hören, Rotwein gießen.
Meine feine,
kluge kleine
Frau will ich dabei alleine
an mich drücken
und ihr in die Augen blicken,
und den Künstlern Beifall nicken.
Alles soll im Neuen Jahr
so gut bleiben, wie es war,
war es nicht so wunderbar
darf es durchaus besser werden!
Nichts ist perfect hier auf Erden.
Doch die Töne, die mich stören,
will ich nicht nur überhören.
Hallo Freunde, frohes Fest
Hallo Freunde, frohes Fest
und ein guter Rutsch ins Neujahr!
Schön, wenn man das Alte lässt,
wenn es nicht besonders treu war.
Danke für die guten Gaben
Eures freundlichen Gedenkens,
möchte nichts von niemand haben,
möchte niemandem was schenken.
Hallo Freunde, die Ihr leidet
unter diesem Weihnachtsstress!
Ihr versucht es schon und meidet,
was Euch dennoch nicht verlässt,
und tauscht tapfer Jahr für Jahr
und mit hämischem Frohlocken,
was im Tauschgeschäft schon war:
Bücher, Platten gegen Socken.
Hallo Freunde, Ihr da drüben,
seid gegrüßt zum Weihnachtsfest!
Wär´s vorüber, will ich´s lieben,
weil´s mich dann in Ruhe lässt.
Will den Kindern gar nicht neiden
jenes Kinder-Weihnachtsglück,
mag doch Kinder durchaus leiden,
aber dorthin nicht zurück.
Hallo Freunde, alles klar?
Wünsche Euch ein schönes Fest!
Guten Start ins Neue Jahr!
Und Gesundheit für den Rest!
Danke für das An-Mich-Denken
und für jedes nette Wort,
möchte niemandem was schenken,
fahre fort.
Dorthin, wo nicht weiße Flocken
und ein Weihnachtsmann weißbärtig,
Christkindlein mit goldnen Locken
singt und klingt mich fix und fertig.
Bin mit meinem Witz am Ende,
möchte mal was andres seh´ n,
fühle dort zur Jahreswende
Frühlingswinde weh´ n.
Blätter im Wind
Ein Blatt löst sich vom Blätterdach
und neue Blätter fallen nach,
in sanftem Gelbgold, sattem Rot,
lebendig noch, doch nah dem Tod.
Ein Sinken ist es und ein Schweben,
zu Boden stürzen und sich heben,
ein Flattern manchmal und ein Fliegen,
ein Siegen und ein Unterliegen.
Der Wind frischt wieder auf und packt
den Baum und bläst ihn nackt.
Die Blätter taumeln, tanzen treiben,
um Äste, die sich kahl verzweigen.
Und als die Krone leer und licht war,
da sah ich in dem Baumgeäst,
vor aller Welt entblößt und sichtbar,
ein Vogelnest.
Im Blätterwirbeln, Bätterwehen,
kann, dass es leer ist, jeder sehen.
Ich schau es an und denke mir:
Der Vogel war doch gerne hier?
Ob er ein Nest im Süden baut
für eine neue Vogelbraut?
Und wird er je die Heimat lieben,
um niemals mehr davon zu fliegen?
Wenn übers Jahr er wiederkehrt,
zu diesem seinem Haus zurück,
und findet es wie unversehrt,
wär‘ das sein Vogelglück?
Hier nun kommt der zweite Teil
meiner Neujahrswünsche, weil
ich nicht nur etwas begehre,
gern auch ohne Manches wäre:
Alle meine kleinen Sünden
sollen endlich mal verschwinden
und das Pusten, Husten, Keuchen
lass‘ ich gerne mir verscheuchen.
Alle meine Allergien
und das Ziehen in den Knien
und die anderen …pathien
soll‘n sich endlich mal verziehen.
Und verschwinden soll nun auch
möglichst bald mein dicker Bauch.
Und das Saufen und das Rauchen
kann ich gar nicht mehrgebrauchen.
In der Lotto-Lotterie
werde ich wahrscheinlich doch nie
eine Euro-Million gewinnen.
Deshalb will ich klug verzichten,
meine Hoffnung drauf zu richten
und stattdessen lieber dichten.
Ach, wie gern würd‘ ich vermeiden,
jene Menschen zu beneiden,
die von Selbstkritik so frei sind,
dass bei jeder Narretei,
Schlau-und Kräftemeierei
und bei Ach-und Wehgeschrei
oder sonstigem Juphei
sie dabei sind.
Geh‘n sie nicht aus freien Stücken,
wird‘ ich sie zum Teufel schicken.
Septembertag
„Dies ist in Herbsttag...“
kommt mir in den Sinn,
in mildem Glanz, den ich so mag,
und Luft wie Samt, wie man so sagt,
ich sitz´ im Garten, Wolken ziehen drüber hin.
Vom Apfelbaume biegen sich die Zweige,
schwer von der Frucht des Jahres,
der Blütenüberfluss geht schon zur Neige,
verblichen ist das goldene Geschmeide,
was jetzt noch ist, bald war es.
Ich fühle mich so leicht und frei
im Überschwang des Lebens.
Das Sorgen für den Morgen sei,
so wie der letzte Schnee im Mai,
vergebens!
Osterei
„Ein Osterei! Ein Osterei!“,
ist kleiner Kinder Freudenschrei.
Sei es ein rotes, blaues, grünes,
es ist in jedem Fall was Schünes,
und ist es braun wie Schokolade,
dann heißt es ganz gewiss nicht: „Schade!“
Sei es ein rotes, grünes, blaues,
verschluck es lieber nicht, doch kau es,
und ist‘s gefüllt mit Marzipan,
dann kräht auch danach kaum ein Hahn.
Sei es ein grünes, blaues, rotes,
es ist in jedem Fall ein totes,
und ist’s gefüllt mit Alkohol,
dann sagt man wohl auch mal „zum Wohl!“
Der Spaß fängt bei der Hülle an,
doch kommt’s sehr auf die Füllung an
Was drin ist, soll von Dauer sein,
wie Geist, Gefühl und guter Wein.
Ein Osterei! Ein Osterei!
Ich halt nicht viel von dem Geschrei,
denn selbst bei jenem Bio-Ei
ist keine Qualität dabei:
Ein Hahnentritt wird nicht gewährt,
die Hennen gackern sinnentleert.
Macht euer Ei aus Schokolade,
füllt es mit Schnaps und Marmelade.
Lernt euer Federvieh mal kennen
und lasst die Hähne und die Hennen
frei.
Oktoberfarben
Das bunte Herbstlaub ist verblasst
und wird nicht mehr aufleuchten.
Gut wenn du deine Farbe hast
und sie zu jedem Wetter passt,
dem Trockenen und Feuchten.
Denn Farben, die wir in uns tragen,
nachdem wir sie geseh´n,
vielleicht an den Oktobertagen,
an denen nun die Nebel nagen,
sie werden nicht vergeh´n.
Zwar stimmt mich dies Verblassen bänglich,
doch so wie ein Gesicht
bleibt dieses Leuchten unvergänglich
und kalter Nebel unverfänglich;
denn wie ich sehe, ändert´s nicht.
Ostergedanken
Ich mag sie nicht, die Ostereier,
die Feierei am Osterfeuer,
die Eierei um’s Osterei…
Ich sage das und bin so frei.
Und auch den Osterhasen
mit all den angestaubten Phrasen
von gottgewollter Fruchtbarkeit…
Und das in unsrer Zeit!
Wo unsre Städte überquellen,
die Lebensängste sich gesellen,
und Wohlstandsträume jäh zerschellen…
in Sintfluten und Hitzewellen.
Besinnt Euch! Das ist das Fanal!
All das Getue, schief und schal,
gehört vergang‘nen Zeiten an.
Heut‘ sind ganz andre Ziele dran:
Es geht um’s Überleben pur
in uns umgebender Natur,
und dass die Macht in Volk und Staat,
nicht Herrschaft bleibt im Patriarchat.
Und um das Hoffen und Vertrauen,
auf Menschen, die Visionen bauen,
von einer Welt, gerecht und friedlich,
Konflikte lösen, gütlich, schiedlich.
Denn uns’re Erde, reich und schön,
wird für uns Menschen fortbesteh’n,
wenn wir beginnen aufzuräumen,
statt von der heilen Welt zu träumen.
Hier wird verschwendet und vermüllt
wenn das zu tun die Kassen füllt,
Mensch und Boden ausgebeutet,
verseucht, vergiftet und gehäutet
Es geht heut‘ um das Auferstehen,
die Wunden sehen und verstehen
und uns entschließen und beeilen,
sie zu heilen.
Hier nun kommt ein dritter Teil
meiner Neujahrswünsche, weil
ich mir manchmal überlege,
ob die Wünsche, die ich hege
auch gescheit sind.
Und ob Sie dazu bereit sind.
Wär’s denn gut, wenn sich erfüllen
unsre Wünsche, jene stillen,
die sich nicht besonders reimen
und doch blühen im Geheimen?
Ob sie dort nicht besser bleiben?
Dass man freundlich von uns denkt,
wenn man uns Geschenke schenkt,
wünschen wir, doch frag ich dich:
Meint der Schenker wirklich mich?
Schön wär’s, wenn an jedem Tage,
an dem ich mein Leid beklage,
ich ihn doch zu leben wage.
Ob er einen Grund enthält,
dass er in den Schoß mir fällt?
Könnte sein, ich werde sterben.
Werde ich vielleicht vererben,
was ein bisschen länger hält
als das bisschen Geld?
Wäre schön, wenn vor dem Sterben
all die Dinge, die mich nerven,
sich entschärfen.
Lasse meine Sorgen los,
und ich bess’re mich drauflos.
Nur für mich und ganz allein
würd‘ ich dann ein Glückskind sein.
Novembertag
Welke Blätter “wie von weit“,
Regenschauer vor dem Wind,
Wagenspuren, Erntezeit.
Gut, dass wir zu Hause sind!
Ihr seht in den kalten Pfützen
spiegelbildlich kahle Weiden,
duckt euch in die Regenmützen,
ihren Anblick zu vermeiden.
Und seht doch die schwarzen Schatten
und hört doch die Krähen schrei´n.
Wir sind lieber bei den Satten
und sind lieber nicht allein.
Sommerpflanzen letzte Blüten
richten sich auf’s Sterben ein,
lassen sich nicht mehr behüten,
werden klein.
Kleiner werdet auch ihr beiden
und kriecht tief in euch hinein,
könnt euch gar nicht wärmer kleiden,
möchtet beieinander sein.
Ein Neues Jahr
Ein Neues Jahr –
und doch kein neues Leben?
Wird nächstes Jahr, wie dieses war?
Bleib‘ ich am alten kleben?
Was kann ich tun, um zu erwachen,
und neu mein Leben zu beginnen?
Die alten Sachen nicht mehr machen
und Neues tun mit allen Sinnen?
So manche Ziele einfach lassen
und den Verlust nicht lang‘ bereuen.
Ein junges Ziel ins Auge fassen
und mich am Leben freuen.
Ostereier
Was denkt man sich schon groß dabei,
schenkt man zum Osterfest ein Ei
aus Marzipan und Schokolade,
gefüllt mit Schnaps und Marmelade.
Doch diese nette Leckerei
verursacht manche Gackerei.
Mensch hat zu seinem Schreck entdeckt,
was seine Gaumenfreuden weckt,
wenn´s über seine Zunge flitzt,
ihm später auf den Hüften sitzt,
wo es als Pölsterchen verweilt
und so das Leben mit ihm teilt.
Denn so ein Ei hat´s durchaus in sich,
und das trifft zu in jeder Hinsicht:
Im „Gelben“ sitzt Cholesterin,
ein „dickes Ei“ hat Kalorien,
Sie sind „in Schale“ noch sehr schön,
doch stören irgendwann beim Geh´n.
Ich will´s nicht „auf die Spitze stellen“,
du wirst dir doch „ein Ei d´rauf pellen“,
denn „jedes Ei“, das ich heut kenne,
„will klüger sein als seine Henne“,
„zerbrechlich“ „wie ein rohes Ei“
macht´s schon „um Ungelegte ein Geschrei“.
Was manche in den Eiern seh´n,
kann einem auf dieselben geh´n.
Es bleibt bei diesem „Eiertanz“
das arme Osterei nicht ganz,
und deshalb sag‘ ich hier zum Schluss:
Dies „Ei“ ist nicht „des Kolumbus“!