Jahreszeitliches Kap 1

Neujahrswünsche hab ich viele,

 

manche heiße, manche kühle,

solche, die ich dreist erzähle,

solche, die ich klug verhehle.

 

Solche, die nur klein und mein sind,

solche, die so allgemein sind,

dass es jedermann gefällt:

Frieden in der ganzen Welt,

eine Erde ohne Beben,

Freiheit, Gleichheit, gutes Leben,

ohne Hunger, ohne Leid,

ohne Hass und Bitterkeit.

 

Außer solchen großen Dingen

soll mein Lieblingsplan gelingen,

soll das Jahr mir Freude bringen,

mich zu meinem inn‘ren Wesen

endlich mal erlösen.

Und Musik will ich genießen,

still sein, hören, Rotwein gießen.

Meine feine,

kluge kleine

Frau will ich dabei alleine

an mich drücken

und ihr in die Augen blicken,

und den Künstlern Beifall nicken.

 

Alles soll im Neuen Jahr

so gut bleiben, wie es war,

war es nicht so wunderbar

darf es durchaus besser werden!

Nichts ist perfect hier auf Erden.

 

Doch die Töne, die mich stören,

will ich nicht nur überhören.

 


Hallo Freunde, frohes Fest

 

Hallo Freunde, frohes Fest

und ein guter Rutsch ins Neujahr!

Schön, wenn man das Alte lässt,

wenn es nicht besonders treu war.

Danke für die guten Gaben

Eures freundlichen Gedenkens,

möchte nichts von niemand haben,

möchte niemandem was schenken.

 

Hallo Freunde, die Ihr leidet

unter diesem Weihnachtsstress!

Ihr versucht es schon und meidet,

was Euch dennoch nicht verlässt,

und tauscht tapfer Jahr für Jahr

und mit hämischem Frohlocken,

was im Tauschgeschäft schon war:

Bücher, Platten gegen Socken.

 

Hallo Freunde, Ihr da drüben,

seid gegrüßt zum Weihnachtsfest!

Wär´s vorüber, will ich´s lieben,

weil´s mich dann in Ruhe lässt.

Will den Kindern gar nicht neiden

jenes Kinder-Weihnachtsglück,

mag doch Kinder durchaus leiden,

aber dorthin nicht zurück.

 

Hallo Freunde, alles klar?

Wünsche Euch ein schönes Fest!

Guten Start ins Neue Jahr!

Und Gesundheit für den Rest!

Danke für das An-Mich-Denken

und für jedes nette Wort,

möchte niemandem was schenken,

fahre fort.

 

Dorthin, wo nicht weiße Flocken

und ein Weihnachtsmann weißbärtig,

Christkindlein mit goldnen Locken

singt und klingt mich fix und fertig.

Bin mit meinem Witz am Ende,

möchte mal was andres seh´ n,

fühle dort zur Jahreswende

Frühlingswinde weh´ n. 

 

Blätter im Wind

 

Ein Blatt löst sich vom Blätterdach

und neue Blätter fallen nach,

in sanftem Gelbgold, sattem Rot,

lebendig noch, doch nah dem Tod.

 

Ein Sinken ist es und ein Schweben,

zu Boden stürzen und sich heben,

ein Flattern manchmal und ein Fliegen,

ein Siegen und ein Unterliegen.

 

Der Wind frischt wieder auf und packt

den Baum und bläst ihn nackt.

Die Blätter taumeln, tanzen treiben,

um Äste, die sich kahl verzweigen.

 

Und als die Krone leer und licht war,

da sah ich in dem Baumgeäst,

vor aller Welt entblößt und sichtbar,

ein Vogelnest.

 

Im Blätterwirbeln, Bätterwehen,

kann, dass es leer ist, jeder sehen.

Ich schau es an und denke mir:

Der Vogel war doch gerne hier?

  

Ob er ein Nest im Süden baut

für eine neue Vogelbraut?

Und wird er je die Heimat lieben,

um niemals mehr davon zu fliegen?

 

Wenn übers Jahr er wiederkehrt,

zu diesem seinem Haus zurück,

und findet es wie unversehrt,

wär‘ das sein Vogelglück?

 

 

Hier nun kommt der zweite Teil

 

meiner Neujahrswünsche, weil

ich nicht nur etwas begehre,

gern auch ohne Manches wäre:

 

Alle meine kleinen Sünden

sollen endlich mal verschwinden

und das Pusten, Husten, Keuchen

lass‘ ich gerne mir verscheuchen.

Alle meine Allergien

und das Ziehen in den Knien

und die anderen …pathien

soll‘n sich endlich mal verziehen.

Und verschwinden soll nun auch

möglichst bald mein dicker Bauch.

Und das Saufen und das Rauchen

kann ich gar nicht mehrgebrauchen.

 

In der Lotto-Lotterie

werde ich wahrscheinlich doch nie

eine Euro-Million gewinnen.

Deshalb will ich klug verzichten,

meine Hoffnung drauf zu richten

und stattdessen lieber dichten.

 

Ach, wie gern würd‘ ich vermeiden,

jene Menschen zu beneiden,

die von Selbstkritik so frei sind,

dass bei jeder Narretei,

Schlau-und Kräftemeierei

und bei Ach-und Wehgeschrei

oder sonstigem Juphei

sie dabei sind.

 

Geh‘n sie nicht aus freien Stücken,

wird‘ ich sie zum Teufel schicken.

 


Septembertag

 

 „Dies ist in Herbsttag...“

kommt mir in den Sinn,

in mildem Glanz, den ich so mag,

und Luft wie Samt, wie man so sagt,

ich sitz´ im Garten, Wolken ziehen drüber hin.

 

Vom Apfelbaume biegen sich die Zweige,

schwer von der Frucht des Jahres,

der Blütenüberfluss geht schon zur Neige,

verblichen ist das goldene Geschmeide,

was jetzt noch ist, bald war es.

 

Ich fühle mich so leicht und frei

im Überschwang des Lebens.

Das Sorgen für den Morgen sei,

so wie der letzte Schnee im Mai,

vergebens!

 

 

Osterei

 

„Ein Osterei! Ein Osterei!“,

ist kleiner Kinder Freudenschrei.

 

Sei es ein rotes, blaues, grünes,

es ist in jedem Fall was Schünes,

und ist es braun wie Schokolade,

dann heißt es ganz gewiss nicht: „Schade!“

 

Sei es ein rotes, grünes, blaues,

verschluck es lieber nicht, doch kau es,

und ist‘s gefüllt mit Marzipan,

dann kräht auch danach kaum ein Hahn.

 

Sei es ein grünes, blaues, rotes,

es ist in jedem Fall ein totes,

und ist’s gefüllt mit Alkohol,

dann sagt man wohl auch mal „zum Wohl!“

 

Der Spaß fängt bei der Hülle an,

doch kommt’s sehr auf die Füllung an

Was drin ist, soll von Dauer sein,

wie Geist, Gefühl und guter Wein.

 

Ein Osterei! Ein Osterei!

Ich halt nicht viel von dem Geschrei,

denn selbst bei jenem Bio-Ei

ist keine Qualität dabei:

 

Ein Hahnentritt wird nicht gewährt,

die Hennen gackern sinnentleert.

Macht euer Ei aus Schokolade,

füllt es mit Schnaps und Marmelade.

Lernt euer Federvieh mal kennen

und lasst die Hähne und die Hennen

frei. 

 

Oktoberfarben

  

Das bunte Herbstlaub ist verblasst

und wird nicht mehr aufleuchten.

Gut wenn du deine Farbe hast

und sie zu jedem Wetter passt,

dem Trockenen und Feuchten.

 

Denn Farben, die wir in uns tragen,

nachdem wir sie geseh´n,

vielleicht an den Oktobertagen,

an denen nun die Nebel nagen,

sie werden nicht vergeh´n.

 

Zwar stimmt mich dies Verblassen bänglich,

doch so wie ein Gesicht

bleibt dieses Leuchten unvergänglich

und kalter Nebel unverfänglich;

denn wie ich sehe, ändert´s nicht.

 

Ostergedanken

 

Ich mag sie nicht, die Ostereier,

die Feierei am Osterfeuer,

die Eierei um’s Osterei…

Ich sage das und bin so frei.

 

Und auch den Osterhasen

mit all den angestaubten Phrasen

von gottgewollter Fruchtbarkeit…

Und das in unsrer Zeit!

 

Wo unsre Städte überquellen,

die Lebensängste sich gesellen,

und Wohlstandsträume jäh zerschellen…

in Sintfluten und Hitzewellen.

 

Besinnt Euch! Das ist das Fanal!

All das Getue, schief und schal,

gehört vergang‘nen Zeiten an.

Heut‘ sind ganz andre Ziele dran:

 

Es geht um’s Überleben pur

in uns umgebender Natur,

und dass die Macht in Volk und Staat,

nicht Herrschaft bleibt im Patriarchat.

  

Und um das Hoffen und Vertrauen,

auf Menschen, die Visionen bauen,

von einer Welt, gerecht und friedlich,

Konflikte lösen, gütlich, schiedlich.

 

Denn uns’re Erde, reich und schön,

wird für uns Menschen fortbesteh’n,

wenn wir beginnen aufzuräumen,

statt von der heilen Welt zu träumen.

 

Hier wird verschwendet und vermüllt

wenn das zu tun die Kassen  füllt,

Mensch  und Boden  ausgebeutet,

verseucht, vergiftet und gehäutet

 

Es geht heut‘ um das Auferstehen,

die Wunden sehen und verstehen

und uns entschließen und beeilen,

 

sie zu heilen.

Hier nun kommt ein dritter Teil

 

meiner Neujahrswünsche, weil

ich mir manchmal überlege,

ob die Wünsche, die ich hege

auch gescheit sind.

Und ob Sie dazu bereit sind.

 

Wär’s denn gut, wenn sich erfüllen

unsre Wünsche, jene stillen,

die sich nicht besonders reimen

und doch blühen im Geheimen?

Ob sie dort nicht besser bleiben?

 

Dass man freundlich von uns denkt,

wenn man uns Geschenke schenkt,

wünschen wir, doch frag ich dich:

Meint der Schenker wirklich mich?

 

Schön wär’s, wenn an jedem Tage,

an dem ich mein Leid beklage,

ich ihn doch zu leben wage.

Ob er einen Grund enthält,

dass er in den Schoß mir fällt?

 

Könnte sein, ich werde sterben.

Werde ich vielleicht vererben,

was ein bisschen länger hält

als das bisschen Geld?

Wäre schön, wenn vor dem Sterben

all die Dinge, die mich nerven,

sich entschärfen.

Lasse meine Sorgen los,

und ich bess’re mich drauflos.

 

Nur für mich und ganz allein

würd‘ ich dann ein Glückskind sein.

 


Novembertag

  

Welke Blätter “wie von weit“,

Regenschauer vor dem Wind,

Wagenspuren, Erntezeit.

Gut, dass wir zu Hause sind!

 

Ihr seht in den kalten Pfützen

spiegelbildlich kahle Weiden,

duckt euch in die Regenmützen,

ihren Anblick zu vermeiden.

 

Und seht doch die schwarzen Schatten

und hört doch die Krähen schrei´n.

Wir sind lieber bei den Satten

und sind lieber nicht allein.

 

Sommerpflanzen letzte Blüten

richten sich auf’s Sterben ein,

lassen sich nicht mehr behüten,

werden klein.

 

Kleiner werdet auch ihr beiden

und kriecht tief in euch hinein,

könnt euch gar nicht wärmer kleiden,

möchtet beieinander sein.

 

Ein Neues Jahr

 

Ein Neues Jahr –

und doch kein neues Leben?

Wird nächstes Jahr, wie dieses war?

Bleib‘ ich am alten kleben?

 

Was kann ich tun, um zu erwachen,

und neu mein Leben zu beginnen?

Die alten Sachen nicht mehr machen

und Neues tun mit allen Sinnen?

 

So manche Ziele einfach lassen

und den Verlust nicht lang‘ bereuen.

Ein junges Ziel ins Auge fassen

und mich am Leben freuen. 

 

Ostereier

 

Was denkt man sich schon groß dabei,

schenkt man zum Osterfest ein Ei

aus Marzipan und Schokolade,

gefüllt mit Schnaps und Marmelade.

Doch diese nette Leckerei

verursacht manche Gackerei.

 

Mensch hat zu seinem Schreck entdeckt,

was seine Gaumenfreuden weckt,

wenn´s über seine Zunge flitzt,

ihm später auf den Hüften sitzt,

wo es als Pölsterchen verweilt

und so das Leben mit ihm teilt.

 

Denn so ein Ei hat´s durchaus in sich,

und das trifft zu in jeder Hinsicht:

Im „Gelben“ sitzt Cholesterin,

ein „dickes Ei“ hat Kalorien,

Sie sind „in Schale“ noch sehr schön,

doch stören irgendwann beim Geh´n.

 

Ich will´s nicht „auf die Spitze stellen“,

du wirst dir doch „ein Ei d´rauf pellen“,

denn „jedes Ei“, das ich heut kenne,

„will klüger sein als seine Henne“,

„zerbrechlich“ „wie ein rohes Ei“

macht´s schon „um Ungelegte ein Geschrei“.

 

Was manche in den Eiern seh´n,

kann einem auf dieselben geh´n.

Es bleibt bei diesem „Eiertanz“

das arme Osterei nicht ganz,

und deshalb sag‘ ich hier zum Schluss:

Dies „Ei“ ist nicht „des Kolumbus“!