Mord und/oder Totschlag
Wie schön ist es im Bett zu liegen
mit einem Krimi für die Nacht,
doch leider lockt das Licht die Fliegen-
hat das zum Mörder mich gemacht?
Ich lege leis‘ das Buch beiseite,
zieh Socken über nackte Zeh’n.
Die Fliegen suchen schnell das Weite
und lassen sich nicht mehr erspäh‘n.
Verschwunden sind sie, so als hätten
sie diese Lampe nie umschwirrt.
Wer das jetzt sieht, der möchte wetten,
ich hätte mich mal schlicht geirrt.
Ich bin doch tausendmal gescheiter,
als es die dumme Fliege ist.
So such‘ ich unverdrossen weiter
nach einer ihr gemäßen List.
Die Fliege soll sich sicher fühlen,
dann kann sie nicht mehr widersteh‘n
und wird dann bald zum Lichte fliegen.
Und dort wird sie mir nicht entgeh‘n.
Die Fliegenpatsche in der Hand
hock‘ ich mich auf die Lauer.
Mein Körper ist jetzt hoch gespannt:
Wie lange wird das dauern?
Da summt sie arglos in das Licht.
Ich höre „Zugriff“ und steh‘ auf.
Sie sieht und hört und spürt mich nicht.
So nimmt das Drama seinen Lauf.
Die Waffe heb‘ ich, schlage zu,
die Fliege ist zerschmettert.
Die Lampe auch. Nun hab ich Ruh.
Mein Krimi ist verblättert.
War es nun Vorsatz, arge List?
Denn das macht doch den Unterschied
zum reinen Totschlag, wie ihr wisst
und wie’s die Staatsanwaltschaft sieht.
Ich suche noch in meinem Buch
die Stelle, wo die Tat geschah,
da kommt zum Kondolenzbesuch
ein neues Fliegenpaar.
Und schaut mir schadenfreudig zu,
wie ich nach Lampensplittern suche –
mein Schaden bei dem Rendezvous,
den ich als „lateral“ verbuche.
Doch war’s ein sehr antikes Stück,
und leider nicht zu reparieren.
Die Mordtat schlug auf mich zurück.
Ein feiger Mord bringt dir kein Glück.
Statt einen solchen Krieg zu führen,
da sollst du klug kapitulieren.
Hühnerschicksal
oder „corrigere la fortune“
Auf einem Hühnerhof die Henne,
die ich von Kükenzeiten kenne,
legt jeden Tag ein Hühnerei
und sonntags keines oder zwei.
Die Eier werden gar gekocht,
mal hart, mal pflaumenweich gemocht,
gebraten oder angerührt
und dann als Frühstücksei serviert.
Doch manche werden klein gehackt,
zermanscht und zu Gebäck verbackt,
beim Eierlaufen dumm vertrudelt
und in Fabriken flott vernudelt.
.
Ein jedes Ei sieht ähnlich aus:
kommt es aus jener Henne raus.
Sie kann es deshalb nicht vermeiden,
sie nicht mehr klar zu unterscheiden.
Und sie beklagt ihr Schicksal sehr:
„Wir Hühner haben es doch schwer.
Der Eiermord ist schlimm genug,
dazu kommt hinterhältiger Betrug.
Ich will mit Freude Eier legen.
Was bleibt für mich am Eier-Segen?
Ach wären meine Eier doch
ein kleines bisschen anders noch,
nicht so langweilig eierfarben.
Ich möchte bunte Eier haben!
Und Gackern würd ich froh und laut,
auch wenn ihr sie mir danach klaut."
„Wie wär`s, wenn sonntags ich bekäme
ein Ei rot wie der Kamm der Hähne?
Wie, wenn mein Ei am Montag schiene
so gelb-rot wie die Apfelsine“.
Ach, kämen dienstags ohne Mühe
statt weiße Eier auch mal grüne,
und mittwochs statt so doofe graune
mal junikäferfarbne braune.
Und dann am Donnerstag vielleicht
eins, das der Morgensonne gleicht,
und dann am Freitag hätt ich frei,
kein Ei im Eier-Einerlei.
Und samstags dann ein kunterbuntes,
ein eckiges, und ein kreisrundes,
und manchmal ein geringeltes
und statt zu gackern klingelt es.“
Und dieser Wunsch rührt unsern Herrn,
und der beschließt, zwar gar nicht gern:
das Hühner-Schicksal korrigieren
und Farbe in die Eier rühren.
Als sich die Henne niederließ
zu dem Geschäft, geschah nun dies:
An einem Sonntag in der Früh
beim Eierlegen merkte sie,
ihr Ei war nicht mehr eiergrau,
es war so wie der Himmel blau,
so blau wie auch das Mittelmeer
und das gefiel der Henne sehr.
Ihr Gackern klang so frohgemut,
so laut, so fröhlich und so gut
und allen Hähnen in den Ohren:
Es war das Eier-Blau geboren!
An andere Farben dachte schlicht
der Herr des blauen Himmels nicht.
So malen wir zur Osterzeit
dem Ei ein regenbogenbuntes Kleid,
das sich um seinen Körper ringelt,
bis dann der Eierkocher klingelt.
Französisch kling das etwas kühn
das corriger dela fortune.
Wir korrigieren unverschämt,
was lieber Gott perfekt gewähnt,
und hoffen sehr, man wird uns loben,
hier unten - und vielleicht - da oben.
Moritat von der irren Sau
Ein wildes Schwein führt seine Jungen
ganz friedlich aus in Wald und Flur.
Da kommt ein Treiber angesprungen,
und der hat sich für Geld verdungen,
denkt an die Beute nur.
Die Jägerei ist eine Sache,
voll Waidmannslust und voll Gefahr,
doch für die schwarzberockte wache
aufgeschreckte Wildschwein-Bache
ist es die Frischlingsschar.
Um sie zu schützen, flüchtet sie
ins ferne Menschen-Wohngebiet.
Sehnt sie sich gar nach Harmonie,
nach eines Menschen Sympathie,
die sie nach dorthin zieht?
Sie bricht in einen Garten ein,
gelangt an die Terrassentür.
Die geht entzwei und lässt sie rein.
Denn was sie hindert, schlägt sie klein.
sie hat die Kraft dafür.
Sie tobt durch´s Haus wie angebrannt,
die Tochter flieht in´s Schlafgemach.
Die Hausfrau wird glatt überrannt,
brutal geschleudert an die Wand –
ohnmächtig gibt sie nach.
Und uns´re Sau, mit letzter Kraft
und Todesangst in ihrer Brust,
hat sich zum Sprunge aufgerafft
mit irrer Wildschwein-Leidenschaft
in ihrem Wildschwein-Frust.
Sucht sie nun menschliches Erbarmen
und fühlt sich mütterlich beschützt
in jener Hausfrau zarten, warmen
und wohlig- weichen Hausfrau-Armen?
Ob ihr das etwas nützt?
Ein wilder Schreck voll Blut und Glut,
reißt aus der Ohnmacht jene Frau,
sie rafft sich auf, flieht ohne Mut!
Wo sonst nur noch der Hausherr ruht,
liegt jetzt ´ne wilde Sau.
Ein Jäger eilt herbei sehr bald,
kommt her mit seinem Schießgewehr.
Er legt die Büchse an, es knallt,
und so macht er die Wildsau kalt.
Und das geht ziemlich schwer!
Doch wer bezahlt den Wohnraum-Schaden?
Der ist nun gar nicht unbeträchtlich.
Wen kann man vor den Richter laden?
Wer geht beim Richterspruche baden?
Wie ist die Sache rechtlich?
Der Hausfrau aber fehlt einZahn,
sie hat ganz böse Schmerzen.
Mit einer Sau in ihrem Wahn,
bricht er sich solcher Art ´mal Bahn,
ist nämlich nicht zu scherzen.
Und die Moral von der Geschicht:
Bist Du ein Wildschwein auf der Flucht,
das Schutz und vielleicht Liebe sucht,
dann lies noch einmal dies Gedicht
und gehe zu den Menschen nicht.
Im Wilden Westen
Zwei Cowboys hatten einen Streit
in einer Bar des Wilden Westens,
sie war’n bis auf den Tod entzweit
und zum Duell bereits bereit
und schießen konnten Beide bestens.
Der eine, groß und breit und dick,
rief: „Stopp, das ist nicht fair.
Das sieht man doch auf einen Blick.
Mein Ziel ist klein , sein Ziel ist big
Er ist ein Hase, ich ein Bär.“
Sein kleiner Gegner hatte schnell
‘nen Vorschlag für sie beide:
„Malt meinen Umriss ihm auf‘s Fell,
und malt ihn deutlich, malt ihn hell
und zwar mit weißer Kreide.
Die Kugel, die dies Ziel verfehlt“,
erläuterte der Kleine,
„auch, wenn sie knapp danebengeht,
wird sie ganz einfach nicht gezählt.“
Ist das nicht fair für Beide?
Globalisierung
„Globalisierung“ ärgert mich,
die Abneigung is strong.
In fremden Ländern freu´ ich mich
auf Unbekanntes im Gesicht
and in a country song.
Ich möchte fremde Laute hör´n,
pagar con mi dinero,
mich würd´ bei einem Auslandstörn
MacDonald´s ganz erheblich stör´n –
bei toro y torero.
Und reiste ich zur Isle of Skye
ins Land der Hochlandschotten,
ich würd´ mich ärgern, grüßten: „Hi!“
die Fachverkäuferinnen bei –
den C & A-Klamotten.
Ich will am Strand spazieren geh´n
am spanischen Gestade,
kein Schild von Spar da stehen seh´n,
Intermarché wär´ auch nicht schön –
Ich finde so was schade.
Denn jedes Land hat Eigenart
und ein persönliches odeur.
Charakter, wenn es den bewahrt,
nicht nur durch Einheitsware spart,
hat unschätzbar valeur.
Zwei Philosophen
Ein Philosoph hat zu Besuch
den Freund in seinem Haus.
Der kriegt den Schlüssel, geht allein
an einem Abend aus.
Und kehrt dann in der Nacht zurück,
ein weiser Mann in hohem Alter.
Doch da trifft ihn ein Missgeschick.
Er wählt den falschen Schalter.
Ein hässlich lauter Klingelton
schellt durch das ganze Haus,
scheucht die Bewohner, schlafend schon,
aus ihren Betten raus.
„Es tut mir leid, ich wollte dich
doch nicht so heftig stören.“
Der Philosoph, er räuspert sich,
lässt große Weisheit hören:
„Stets war der Philosophen Glück
Licht zu entzünden und erleuchten.
Doch leider will es das Geschick,
dass sie nur lärmen und verscheuchen.“
Mobiltelefon
Mein hochmobiles Telefon,
wer auch eins hat, der weiß das schon…
Es klingelt. „Wo, verdammt?!“ , und dann,
ja dann fängt mein Problemchen an:
Es klingelt nämlich dreimal bloß,
beim ersten Ton schon lauf ich los,
doch weiß ich selten, wo es ist,
weil man so etwas leicht vergisst.
Und es ist leider völlig schnurlos,
deshalb verschwindet es auch spurlos.
So irre ich denn kreuz und krumm
im Wohnungs-Erdgeschoss herum.
„Es könnte auf dem Sofa sein.
Nein, in der Küche“, fällt mir ein!“
Jetzt klingelt es zum zweiten Mal,
und ich hab die begrenzte Wahl.
„Wo in der Küche soll ich suchen,
im Herd? Im Brotkorb? Unterm Kuchen?“
Ich seh es weder hier noch dort.
Es klingelt dumpf. „An welchem Ort?“
Da öffne ich die Kühlschrank-Tür
und find es hier.
Es blinkt als winkte es mir zu
und wär‘ mir offensichtlich böse,
und sagte mir:“ Nun hör mal, du!
Leg mich nie wieder zu dem Käse!“
So ein Problem ist wirklich klein.
So’n Telefon, das stellt man ein,
wie man es braucht, und mit Gefühl.
Doch ich lass solche Spielchen sein.
Mich hält es, wie es ist, mobil.
Zum Golfen in Japan
Ein reicher Mann aus USA
besuchte Japan für ein Jahr.
Er liebte täglich Golf zu spielen,
und sich dabei auch gut zu fühlen.
Die Caddies dort, man glaubt es kaum,
war‘n meistens liebenswerte Frau’n,
die gern für Geld die Schläger schleppten
und dabei ihre Kunden neppten.
Doch eines Tages irgendwann
war’n alle Caddygirls vergeben,
er musste einen Jungen nehmen
zehn Jahre war der junge Mann.
Der kannte weder Platz noch Regel
und
war zudem ein rechter Flegel,
und völlig neu an diesem Platz
sprach Englisch nur in einem Satz.
Doch unser Freund aus USA
behielt den Caddy für das Jahr,
weil dieser eine Satz es machte,
wenn Caddy-boy ihn rüberbrachte.
Wie immer er den Golfball traf,
sein Caddy sagte klug und brav,
den Satz, an dem ihm so viel lag,
dass er ihn hörte jeden Tag:
„Das war ein exzellenter Schlag!“