Mein Humor
Mein Humor, nicht immer heiter,
manchmal biestig, und nichts weiter,
doch gelegentlich auch schlau,
wenn nicht schwarz so doch schon grau.
Geht’s mir gut, dann ist er lässig,
geht’s mir schlecht, dann auch gehässig,
wechselt manchmal stündlich
zwischen seicht und hintergründig.
Ähnlich auch mein Bienenfleiß,
der von links und rechts nichts weiß,
emsig und durchaus verbiestert,
Zielbewusstsein, ja, so hieß dann,
dies totale Absorbiertsein,
macht daneben alles klein,
lässt sich nicht ablenken,
sei’s beim Zeichnen, Dichten, Denken.
Warzen
„Wer auf Füßen steht und sündigt,
und das nur zu eignem Wohle,
dem“, mein Doc hat´s kurz und bündig
dennoch drohend angekündigt,
„wachsen Warzen auf der Sohle!“
Und sind die erst mal vorhanden,
ei, dann drücken die vernehmlich,
machen Füße echt zuschanden,
denn die Schuh, worin sie standen,
werden ziemlich unbequemlich.
Doch im Falle solche Fälle,
wenn kein andres Mittel nützt,
helfen meines Docs Skalpelle.
Dieser muntere Geselle
lächelt grausam und verschmitzt:
„Schnaps!“ ruft er und lässt bepinseln
meines zarten Fußes Haut,
in die er dann ohne Blinzeln,
Beifall spendend meinem Winseln,
seine spitze Spritze haut.
„Ein Skalpell!“ ist zu vernehmen.
„Extra breit, und bitte schnell!“
Und ich müsste mich jetzt schämen,
würd´ ihn dauerhaft vergrämen,
hörte er mein Schmerzgebell.
Nein, da beiße ich die Zähne
stolz zusammen und erkläre:
„Ich genieße diese schöne,
angenehme Feldscher – Szene!“
Keine Chance, dass ich mich wehre.
Denn er bremst mit harten Händen
meines Fußes Widerstand,
wickelt ihn in Druckverbänden.
„Schmerz und Bluten wird bald enden“,
sprach er und verschwand.
H.-J. G., 20.04.04
Nachspiel
(nachdem erwähnter Doc
o.a.Gedicht gelesen hatte):
Dieser Kerl wird nicht verbunden!
Meinen Ruf hat er geschunden!
Statt des Dankes hellen Schalles
tönt nur Klagen über alles,
was man diesem Schurken hier
Gutes tut. Ich kriege für
alle meine Kunst und Mühe,
mit der ich ihm Warzen ziehe,
von dem Schuft nur Spott und Hohn!
Dafür kriegt er seinen Lohn:
Die nächste Warze wartet schon.
Dr. R., 22.04.04
Pausenfüller
An der Lehrerzimmertür
hängt ein Schild: Nicht stören hier!
Zwar sind wir hier nicht zuhause,
doch wir brauchen unsre Pause,
um euch Schüler zu vergessen.
Außerdem wird jetzt gegessen.
Nach des Lehrens Frustergebnis
haben wir ein Lusterlebnis:
Selbst Ernährungsspezialisten
unter Lehrern, die es wüssten,
finden überhaupt kein Härchen
an Lakritz und Gummibärchen,
beißen in die Mettwurststulle,
trinken aus der Thermospulle
Kräutertee in kleinen Schlückchen.
Schokolade? –Nur ein Stückchen!
Äpfel, Nüsse, Mandelkern
mögen manche Männer gern,
während viele konsumieren,
was die Frauen ihnen schmieren.
Manche mampfen Creme-Pralinen,
auch Bananen, Mandarinen,
Manche mümmeln Rohkost-Müsli.
Kekse? – Sind ja viel zu süß, die!
Süß sind auch die Katzenpfötchen,
herzhaft ist ein Biss ins Brötchen.
Käse, Schinken, Leberwurst,
Tafelwasser für den Durst.
Knuspern dort die Knäckescheiben,
lassen andre Essen bleiben
und misstrauen jedem Aufschnitt
wegen dem, was danach auftritt.
Es gibt welche, und die brauchen
nichts zu essen, weil sie rauchen.
Für den reinen Atem gibt es
Bonbons mit viel Eukalyptus.
Mancher geht von Tisch zu Tisch,
dass er irgendwas erwisch,
was den kleinen Hunger stillt
und die große Leere füllt.
Ein Mädchen
Er war mal Arzt im Krankenhaus,
Entbindung war geschehn.
Ging aus dem Kreißsaal. Vor der Tür
sah er den Vater steh´n.
„Es ist ein Mädchen. Was ich meine,
wär dir ein Junge lieber?“
„Ach nein!“, sagt der und sieht die Kleine,
schaut müde zu ihr rüber.
„Ich dachte mir von vornherein,
wenn´s denn kein Junge werden kann,
soll´s wenigstens ein Mädchen sein.“,
als käm´s aufs Wählen an.
Limericks
Ein Schreiberling lebte in Celle
vom Dichten für Todesfälle.
Er dichtete traurig,
er dichtete schaurig
und war ein gar munt´rer Geselle.
An der Oker da lebte ein Reimer,
wie er reimte so reimte dort keiner.
Doch es sollte sich rächen,
nur in Reimen zu sprechen,
denn sie wurden bald immer gemeiner.
In Meinersen lebte ein Reimer
In Meinersen lebte einReimer,
der reimte für Schurken und Schleimer.
Ich meine, er sollte mitnichten
für Gauner und Schwachköpfe dichten,
dann lieber für den Mülleimer.
Leinenzwang
Mein Terrier-Tier ist klein und alt
und folgt getreulich meiner Spur.
Er pinkelt in den deutschen Wald.
Er ist schon fünfzehn Jahre bald,
macht ab und zu zum Schnüffeln halt -
so ist halt die Natur.
Da rollt zum Übeltäterjagen
mit finstrem Blick ein Jagdmensch an.
Sein Blick sagt: „Dir geht´s an den Kragen!
Ich habe schließlich hier das Sagen!“
Und in dem Off-Road-Panzerwagen
sitzt freudlos grau ein kleiner Mann.
Ein Jagdaufseher! Schnauzt mich an
und zückt den Fotoapparat.
Es herrsche hier der Leinenzwang.
Und, völlig klar: „Ich zeig Sie an!
Und dann, dann sind Sie richtig dran!
Denn Ordnung herrscht in unserm Staat!“
Er bläht sich dabei richtig dick
in seines Amtes Pflichtausübung,
genießt von großer Macht sein Stück.
Ich denke plötzlich weit zurück,
hab den Kasernenhof im Blick
und meine Frühlingstags-Eintrübung.
Und habe diesen Ton im Ohr:
vorschriftsgemäßer Drangsalierer.
Dawai, zack, zack am Lagertor –
Er kommt nicht nur in Deutschland vor,
denn jedes Land bringt sie hervor:
beflissene Amtierer.
Und die sind nur mit „Leinenzwang“
- das ganze Jahr - zu packen.
Man hielte sie mehr kurz als lang,
und hätt´ sie alle, durch die Bank,
an der Kandare, Gott sei Dank,
und nicht mehr auf den Hacken.
Doch während ich noch wütend bin,
seh ich, was mich ergötzt:
Mein Hund schleicht zu dem Auto hin,
was er dort tut, macht durchaus Sinn,
er hebt das Bein und auch das Kinn
und pfützt.
Das Kind im Manne
Man spricht wohl von dem„Kind im Mann“.
Es zeigt sich nur so dann und wann,
doch kann es nicht woanders hin,
es bleibt für immer in ihm drin.
Dagegen, wenn in einer Frau
ein Kind ist, ist die Frau so schlau,
sich per Geburt von ihm zu lösen,
sei es zum Guten oder Bösen.
Die Frau hat dafür ihren Schoß
und wird durch ihn die Kinder los,
die, um die Eltern zu beerben,
dann irgendwann erwachsen werden.
Das wird der Mann nur so zum Schein!
Er wird sein Leben lang,
und Gott sei Dank,
ein Kindskopf sein.
Undank
Jeden Tag auf der Terrasse
kriegen Drosseln, Meisen, Spatzen
Körner aus der Sammeltasse -
dir bleibt dann das Schmutzabkratzen.
Doch du fütterst unentwegt,
weil du Vogelfreundin bist.
Dreck , der bleibt, wird weggefegt,
wird dann irgendwann zu Mist.
Bis dann eines Tages - plisch!
während du im Freien speist,
in die Suppe auf dem Tisch
deine Lieblingsmeise sch...spuckt.
So was kommt dabei heraus
und dazu noch Spott und Hohn.
Führst ein gastfreundliches Haus
und kriegst Dung zum Dank als Lohn.
Um an allen diesen frechen
Drosseln, Meisen und den Spatzen
dich mit Hinterlist zu rächen,
fütterst du hinfort nur Katzen.
Moralische Erziehung
Als er grad achtzehn Jahre war,
da sprach sein Vater: „Lieber Sohn,
ins Rotlichtviertel oder gar
dortselbst in die Ramona-Bar
gehst du mir nicht, ist dir das klar!
Warum nicht, weißt du schon!“
Sein Interesse war erwacht.
„Warum denn nicht?“, so fragt er ihn,
weil ihm das doch sehr seltsam schien.
„Du bist noch viel zu jugendlich.
Was dort geschieht, gehört sich nicht,
versaut, verdirbt, beeinflusst dich,
weil es dich unmoralisch macht.“
Da riss ihn seine Neugier fort.
Er ging dort hin, und zwar allein
und hörte dann die Freunde schrei’n:
„Bist du für so was nicht zu klein?“ –
„Warst Du den Damen nicht zu fein?“ –
„Was sahst du dort, was mag das sein?“
„Ich sah, was ich nicht sehen sollte,
und was ich auch nicht sehen wollte:
sah meinen Alten dort.“
Bankeinbruch
Er stand in einer finstren Nacht
vor einer Geldschranktür.
Er hatte es schon weit gebracht.
Er wusste, wie man sowas macht
und hatte auch Gerät dafür.
Da sah er einen Zettel hängen,
auf dem geschrieben stand:
„Ich will Sie ja nicht zu sehr drängen,
doch muss man den Tresor nicht sprengen.
Sie öffnen ihn mit einer Hand,
wenn Sie den Griff nach unten drücken,
dann sind Sie schon am Ziel.
Gewaltlos und aus freien Stücken
wird Ihnen ein Geniestreich glücken:
Sie haben leichtes Spiel.“
Der Räuber war leicht irritiert:
„Was wollen die denn bloß?“
Dann hat er nicht mehr kalkuliert,
hat wie beschrieben es probiert.
Es brach die Hölle los:
Ein Sandsack fiel ihm auf das Haupt,
und grelle Lampen flammten auf,
Sirenen heulten, dass man glaubt,
da wird nicht nur ‘ne Bank beraubt,
ein Massaker nimmt seinen Lauf.
Im Knast, um mal nach ihm zu schauen,
treff‘ ich den Gangster tief verbittert:
„Wie konnt‘ ich Menschen nur vertrauen!
Mir selbst den schönen Plan versauen!“
Und seine Stimme zittert.
Wieder daheim
Das Haus - ich seh´ es unversehrt,
und gar nichts deutet darauf hin,
dass ich verreist gewesen bin:
Die Biotonne ist geleert,
Papiermüll hat sich stark vermehrt –
Beruhigt das nun meinen Sinn?
Ich schließe auf und trete ein –
da ist ein seltsamer Geruch,
ich fühl´ mich fremd, wie zu Besuch.
Der enge Flur ist mir zu klein.
Ich weiß zwar, dieses Haus ist mein.
Doch ist das Segen oder Fluch?
Auf meinen Möbeln seh´ ich Staub,
und auf dem Boden tote Fliegen,
was ich vergaß, es blieb so liegen.
Auf meinem Rasen häuft sich Laub –
Es wird vertrauter, und ich glaub´:
Ich kann nichts Bess´res kriegen
Ein Künstlerfoto
Monet, den alten Maler, traf
vor seinem Haus ein Fotograf.
Der wollte gern ein Foto machen.
Der Künstler sprach mit einem Lachen:
„Ja, gern, im Mai, im nächsten Jahr,
fotogradfieren Sie nicht mich,
stattdessen Blumen, denn fürwahr
sind die mir ähnlicher als ich.“
Entgegenkommen
Auf eine Kreuzung fahr´ ich zu
und will dort links herum.
Doch wer das auch will, das bist du,
und das ist richtig dumm.
Denn du kommst mir entgegen
auf dieser schmalen Straße,
ich will die guten Sitten pflegen,
in gewissem Maße.
„Fahr du!“ so sagt mein Zeichen,
Du gehst darauf nicht ein,
willst mit den gleichen Zeichen
genauso höflich sein.
Wir steh´n einander gegenüber,
nett winkend: „Fahr doch schon!“
Und jeder wäre doch viellieber
schon längst auf und davon.
Nach einer guten halben Stunde
verlier´n wir die Geduld,
wir zwei, exakt auf die Sekunde –
es kracht, und keiner hat die Schuld.
Abgeblitzt
Eines Tags beim flotten Flitzen
siehst du plötzlich Grelles blitzen,
kriegst ´nen fürchterlichen Schreck,
denkst, dein Führerschein sei weg,
und trittst voller Seelenqual
sofort auf dein Bremspedal.
Verkehrst verkehrt in dem Verkehr
und wirst erwischt – un-fair!
Ohne dass man dich drum bittet,
fährst du nun betont gesittet
und bist bald schon guten Mutes,
denkst, du tust nun so viel Gutes,
dass der Gott, der alles sieht,
dir dein Rasen glatt vergibt.
Doch du wirst erbarmungslos
deine hundert Euro los.
Elternsprechtag
Eltern sind uns sehr willkommen,
wenn sie in die Schule kommen
und uns fragen, gibt es Klagen,
was hat ab-,
was hat zu-,
was hat ab und zugenommen.
„Er ist faul,
quatscht mit Paul,
kann kein bisschen zuhör´n,
muss die andern ständig stör´n,
lernt auch die Vokabeln nicht,
sagt mit grinsendem Gesicht,
dass er seine Hausaufgabe
wieder mal nicht habe.
„In der sechsten Stunde
ist er selten oder nie da,
dann mal wech und lieber Kunde
in der Bahnhofspizzeria.
Hab ihn deshalb angemacht:
Unverschämt und pflichtvergessen!
Er hat mich nur angelacht,
sei halt hungrig, müsse essen.
Kürzlich ist er abgehauen
nach der zweiten Mathe-Stunde,
sagte: ‚Klar werd‘ ich michtrau´n!‘
Nimmt sein Moped, fährt ´ne Runde.
Dann bestellt er sich ´ne Pizza
die der Pizza-Bote bringt
mitten in der Reli-Stunde,
als die Klasse grade singt.“
Letzte Arbeit war ganz schlecht.
Glatte sechs! ‚Das ist gemein!’
schrie er und hat sich gerächt.
Fügte einem Kameraden
mittelschweren Körperschaden
zu, weil der so höhnisch lachte,
hieb mit Fäusten in ihn rein,
dass es nur so krachte.
Nie hat er die Bücher da,
und weiß nie, was dran war,
scheint die Pausen zu gebrauchen,
um mal wieder Hasch zu rauchen,
ist in Mathe ganz schlecht drauf,
gibt in dem Fach völlig auf,
muss wohl runter von Real,
ist ihm ohnehin egal.
Er ist wahrlich keine Freude
und so gar nicht motiviert,
dabei weiß er doch, was heute
in der Wirtschaft so passiert.
Nett dass Sie ´mal hier gewesen,
denn nun wissen Sie Bescheid.
Jungs sind unbekannte Wesen,
und die Eltern tun mir leid.“
Ach, war das mal eine Freude!
Ach, wie gut doch so was tut!
So verständnisvolle Leute!
Solche Eltern find ich gut.
Barbekanntschaft
In einer Bar auf einem Hocker
seh´ ich sie plötzlich sitzen.
Sie sitzt so elegant und locker,
ich greif´ zu meinem Beta-Blocker
und fang´ doch an zu schwitzen.
Sie schaut mich voll und unverwandt
mit dunklen Augen an.
Ich schau zurück, bin wiegebannt,
werd´ von Gefühlen überrannt
und fühl´ mich sehr als Mann.
Sie hat so langes schwarzes Haar
und einen roten Mund,
die nackte Schulter, wunderbar,
ist so wie sie: Ganz offenbar
ist sie am ganzen Körper rund.
Der Rock von ihrem roten Kleid
ist seitlich hoch geschlitzt.
Er fällt so schmeichelnd weich und weit,
Ihr linkes Knie, wie mich das freut,
hat weiß hervor geblitzt.
Die eine Hand liegt ihr im Schoß,
die and´re hält ein Glas.
Ich denke so, “Nun mach schon, los!
Nun trink!“ Doch sie schaut mich an, bloß,
obwohl da noch wer saß.
„Sie ist am träumen“, denk´ ich mir,
doch blinzelt zu mir rüber.
Ihr Auge blitzt, so scheint es mir,
die Lippen öffnen sich zu mir...
Und mein Blick.. er wird trüber.
Nun endlich lächelt sie mir zu,
ich sehe es genau
und zähl´ für mich mein Geld und tu´,
als wär´ ich flüssig und auch cool,
gewachsen dieser Frau.
Verdammt nochmal, die Frau hat Feuer!
Sie zündet meines an.
Ich weiß, dies wird ein Abenteuer,
und dieser Abend wird mir teuer,
doch denk´ ich da nicht dran.
Ich spüre heftiges Verlangen,
es rauscht in meinem Kopf mein Blut
ich weiß nicht, wie es anzufangen,
und bin voll Sehnsuch und voll Bangen
und fasse schließlich Mut.
Ich werd´ mich um mich selber dreh´n
und aus dem Traum sie wecken,
indem ich sie wie aus Verseh´n
berühre im Vorübergeh´n
und mich ihr so entdecken.
Die absichtsvolle Teilberührung –
sie wird zur Pferdekur:
Ich fühle Desillusionierung.
Ich bin das Opfer von Verführung
durch eine Wachsfigur.
Aufgewischt - aufgetischt
Zwei Lappen lagen in der Spüle,
sie waren alt und feucht und fleckig.
Ich hatte heftig Mitgefühle:
Mein Gott, wie geht es ihnen dreckig!
Doch plötzlich hörte ich den einen
der Lappen zu dem andren sagen:
„Ich will nicht jammern und nicht weinen,
ich war berühmt in bessren Tagen.
Ich war ein tolles Abendkleid,
und die berühmte Zza Zza Zerben
trug mich in ihrer großen Zeit,
ließ sich für mich die Haare färben.
Ihr lag die große Welt zu Füßen,
in mir ging sie durch jede Tür.
Und selbst der Kanzler ließ sie grüßen.
Das lag - vielleicht - nicht nur an mir!
Ich war bestickt mit Pailletten,
ich schillerte in jedem Licht,
Die, die mich gern getragen hätten –
der Neid stand ihnen im Gesicht.
Karl Lagerfeld – von ihm skizziert.
Er hatte selbst an mir genäht,
das Dekolleté so raffiniert
und knapp geschnitten, wie es geht.
Da staunen Sie, Sie schlapper Lappen.
Das hätten Sie wohl nicht gedacht.
Ich habe einen „seuten Happen“
aus jener Dame mal gemacht.
Was waren Sie denn, darf ich fragen?
Kunstseide scheinen Sie zu sein.
Selbst in den allerbesten Tagen
war´n Sie statt Sekt nur saurer Wein!“
Der andre Lappen hat geschluckt,
kein Wort hat er dazu gesagt,
nur innerlich hat er gezuckt,
und seine Rache nur vertagt:
„Ich war, wenn Sie das interessiert,
einmal ein rosa Damen-Höschen
und hab´ bedeckt und dekoriert
der schon erwähnten Dame Schößchen.
Mein Bruder, leider schon verstorben,
hielt ihren Busen in der Spur.
Der war wie mein Schatz sehr umworben.
Wir waren eine Garnitur.
Wir taten nicht nur, was sich ziemte,
denn jene hochgestellte Dame,
der ich mit heißem Herzen diente,
war durchaus keine tugendsame.
Ich hab´ so manche tolle Nacht
mit ihr erlebt und auch erlitten,
hab´ manches Feuer mit entfacht,
und ließ mich gar nicht lange bitten.
Ob sie nun wollte oder sollte,
ich wurde niemals ausgefragt,
ob er mich riss, ob sie mich rollte,
ich hab´ es niemandem geklagt.
Doch ließ ich gern mich ihr entreißen,
und den Gefühlen ihren Lauf,
ließ mich in eine Ecke schmeißen
und seufzte dort erst einmal auf.
Fürwahr – ich war ´ne tolle Pflanze
mit Blüten voll intimer Düfte.
Wenn ich was tat, ging ich auf´s Ganze,
saß immer locker auf der Hüfte.
Was wissen Sie von diesem Leben?
Wenn man an so solche Nächte denkt,
hat man doch Sie mit höchstem Segen
längst in den Schrank und ab-gehängt.
Da hingen Sie auf ihrem Bügel
und schliefen den gerechten Schlaf,
was waren Sie mehr als ein Zügel
der Leidenschaft, ein kleines Schaf.
Ein Fummel Sie - ich letzte Hülle,
für jenes allerletzte Ziel,
die laut und manchmal in der Stille,
in jedem Falle aber fiel.
Ein Tor war ich zu Seligkeiten,
ich gab den Weg frei Stück für Stück,
verschwinden, und das noch beizeiten,
das war mein Kurtisanen-Glück
Mein Leben - sinnlich, intensiv ,
in meinen Adern heißes Blut,
ein stilles Wasser, aber tief,
und meine Nächte taten gut.
Ein Lappen bin ich, so wie Sie.
Und unser Leben war so bunt.
Doch wie was anfängt, endet´s nie.
Wir kommen alle auf den Hund.
Über-Redung
Du liest die Zeitung grade.
Hast Du gesehn? Die Sonne scheint.
Im Haus zu bleiben, wär doch schade!
Ich hab' ja auch nur so gemeint...
Wie sieht´s denn aus?
Ich hätte Lust.
Fahr mit mir raus!
Nicht, dass Du musst...
Doch wenn Du auch...,
ach wär´ das schön
für unser´n Bauch
und für die Ven´ !
Und für die Kniegelenke
und den Verdauungstrakt.
Wenn ich nur daran denke,
was alles zwickt und zwackt!
Okay, ich hol´ sie schon ´mal raus.
Wir fahren dann die alte Runde!
Komm´ erst ´mal mit mir aus dem Haus
und denk´ wie ich an uns´re Pfunde!
Limerick
Ein munteres Reh aus Gifhorn
das schluckte hinunter den Zorn:
Ich habe vier Beine
und brach mir das eine,
doch ging’s mir zum Glück nicht verlorn.
Alarm
Dass mein Auto, lieb und teuer,
niemand mehr zu klauen wage,
kauf´ ich mir ´ne Warnanlage,
doch die ist mir nicht geheuer:
Sie macht tut, tut, tut,
tut, tut, tut, tut, tut, tut…
Gestern stehe ich im Bade,
eingeseift von Kopf bis Fuß,
dusche g´rade mir die Haare,
was ich hin und wieder muss:
Da macht´s tut, tut, tut,
tut, tut, tut, tut, tut, tut…
Sonntags bei dem Mittagsmahle,
nach dem Schluck vom vin de table
nehm´ ich´s Messer und dann gable
ich mit Lust in die Roulade:
Da macht´s tut, tut, tut,
tut, tut, tut, tut, tut, tut…
Mitternächtlich zwölf Uhr dreißig
träume ich vom Lottoglück,
dass ich plötzlich reich bin, weiß ich,
zähl` die Scheine Stück für Stück.
Da macht´s tut, tut, tut,
tut, tut, tut, tut, tut, tut…
Morgens nach dem ersten Lächeln,
kuschelselig und noch träge,
möchte sie, dass ich mich rege,
ich die Liebenslust entfächeln:
Da macht´s tut, tut, tut,
tut, tut, tut, tut, tut, tut…
„Lass´ es tuten“, so beschließ ich,
„und dir nicht den Tag versau´n!“
Und von heute an genieß ich,
und lass´ mir das Auto klau´n.
Da macht´s tut, tut, tut, tut, tut, tut, tut, tut, tut…
Schützenkönig
Der König reiste durch sein Land,
ritt durch die Stadt und staunte doch:
An Mauern, Bäumen Pfählen fand
er Kreise mit ‘nem Einschussloch.
Zielscheiben, wie von Kinderhand
gemalt und dann beschossen.
Was er jedoch erstaunlich fand:
da hatte jemand voll getroffen.
Ins Schwarze jeweils, mitten drin.
„Bringt mir den Schützen, will ihn seh’n!“
Ein Kind führt man zum König hin,
ein Junge, etwas über zehn.
Ich möchte, dass du’s mir erklärst.
Sag mir, auf welche Weise?“ –
„Ach, kinderleicht – Ich schieß zuerst
und male dann die Kreise.“
Wo immer deine Schüsse landen,
sag einfach nur, sie wär’n im Ziel.
Jeden Fehlschuss hoch zu handeln,
in Erfolge zu verwandeln,
ist doch nur ein Kinderspiel.
Safety first..
„Safety first!“ heißt die Devise,
und dich hält landauf, landab
für fast jede Lebenskrise
die Versicherung auf Trab.
Für den Krankheitsfall zu Hause
oder gar im Hospital,
für erzwung`ne Arbeitspause
oder gar den Pflegefall.
Knappes Geld im Rentenalter,
Feuersbrunst und Wasserflut,
oder – bist du Hundehalter –
wenn dein Köter beißen tut.
Kriegt dein Sohn eins auf die Nase,
und er rächt sich dafür nur
an des Nachbarn Blumenvase,
meldest du´s der Agentur.
Klaut man dir mal deine Habe
oder deckt ein Sturm dein Dach ab,
beschmiert dich wer mit frischer Farbe,
machst du gar beim Ehekrach schlapp:
Was dein Leben jäh beschwert,
stoppt urplötzlich deinen Schwung,
was dir jemals widerfährt,
versichert die Versicherung.
Zahlt den Auto-Haftpflicht-Schaden
und für Trümmer beim Erdbeben,
für den Unfalltod beim Baden
oder überhaupt für`s Leben.
Leben ist schon sehr riskant,
meistens auch beschwerlich
und, wie allen wohlbekannt,
le-bens-ge-fährlich.
Was nicht zu versichern geht,
(es ist schön, dass es was gibt)
ist, wonach der Sinn dir steht,
und dass dich jemand liebt.
Faxen
Hat jemand jemals nachgedacht,
was so ein Fax für Faxen macht?
Du schreibst des Nachts mit viel Gefühl,
dass du dich sehnst
und dass du schmachtest.
Sie kriegt das Fax am Morgen, kühl.
Was du erwähnst,
mit Worten heiß entfachtest,
verfehlt sein erogenes Ziel.
Sie hat grad kalt geduscht im Bad,
und das versperrt den Liebespfad.